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Skateboard-Contest Palais du Beast Recap

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Ein Skateboard-Contest in einem Museum: Keine Ahnung, ob’s das jemals zuvor schon mal irgendwo auf dieser Welt gab. Vermutlich eher nicht. War definitiv stark, wie die Skater aus dem Foyer herausgeschossen kamen und sich die mit verschiedenen Obstacles bestückten Palais-Treppen hinunter gestürzt haben. Ein Meilenstein in der Meilenstein-reichhaltigen Stuttgart-Skateboard-Geschichte oder wie uwebogen™ sagen würde: summer of eighteen, wir waren dabei, tatütata.

Gewonnen hat übrigens Denny Pham – in allen Disziplinen. Rich Kid of Palais.

Mehr (und bessere) Bilder und Review gibt’s z.B. hier.


Region Stuttgart aus der Luft

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Vom Fernsehturm bis Gmünd, vom Remstal bis zum Bietigheimer Viadukt oder wie Stuttgart Tourimus schreibt: “Weinberge und Burgruinen, Fachwerkstädte und Architekturhighlights, Flussläufe und urbane Stadtsichten: Die Region Stuttgart aus der Luft kann sich sehen lassen, oder?!” 

Oder wie man auch sagt: Des isch halt des.

Gaisburger Marsch & Wangener Instincle

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Wenn Fußballer irgendeinen Quatsch gemacht haben, wie zum Beispiel eine Shisha mit zur WM zu nehmen, dann stellen sie sich danach vor so eine Plexiglas-Sponsorenwand und beginnen ihre Rechtfertigung mit den Worten : “Wer mich kennt, der weiß…”

Wie in: “Wer mich kennt, der weiß, dass ich nicht nur eine Shisha dabei hatte, sondern auch was zum Kiffen.”

Ich hab auch Quatsch gemacht. Weil ich einfach rumgefahren bin und fotografiert habe. “Wer mich kennt, der weiß, dass ich nämlich sackgerne rumstromer und in Ecken gehe, in die ich schon immer mal wollte”.

Wenn man vom Neckar-Stadion heim fährt, kurz vor der Gaisburger-Brücke, da gibt es zum Beispiel rechts ein kleines gelbes Schildle. Da steht Kanuverein Stuttgart drauf. Entschuldigung, aber da muss man doch mal abbiegen?

Ich wollte das schon ewig machen. Und habe ein Wurmloch gefunden. Ab da ging es über Wangen / Gaskessel / Gaisburg / Schweinemuseum in ein paralleluniversales Stuttgart. Bitteschön folgen Sie mir hier entlang…

Die legendäre Daimler Teststrecke mit der noch legendäreren Steilwandkurve. Haben wir früher mit Carrerabahn nachgespielt. Lange war ich gar nicht sicher, ob ich mir das einfach nur 10 Kindheitsjahre lang eingebildet habe, oder ob es die wirklich gibt. Wenn man drüber geht und drunter ein Erlkönig auf die Kurve zurast, hält man sich für einen kleinen Moment für einen Auto, Motor & Sport Redakteur auf der Schwelle zur Betriebsspionage. Dann gehts aber auch gleich wieder.

Im Kanuclub war ich der einzige Kanute. Seit ich neulich auf dem Bodensee bei einem sehr guten Kurs das korrekte Paddeln gelernt habe, fühle ich mich der Zielgruppe sehr zugehörig. Oben ein schönes Beispiel dafür, was passiert, wenn man besoffen Kanu fährt.

Ein anderes Veranstaltungs-Poster hat außerdem freundlicherweise angekündigt, dass die nächste Drachenboot-Ralley indoor stattfindet. Im Hallenbad Vaihingen. Keine Pointe.

Themawechsel. Gaskessel. Vollkommen unterbewertetes Landmark, wie der Amerikaner sagt. Ich wünschte, es gäbe mehr T-Shirts und Stoffbeutel mit Gaskessel drauf und weniger mit Fernsehturm.

Der Gaskessel ist doch das viel bessere Symbol dafür, dass es uns hier geil geht. Weil Gas braucht man ja immer und Fernsehen nicht. Sonst muss man halt das Türmle umbenennen, um mit der Zeit zu gehen. “Erster Netflix-Turm seiner Art” – hätte ja schon wieder was besuchermagnetisches.

Hier guck. Der Beweis. Einen Getränkemarkt am Fernsehturm gibt es nämlich keinen. Wir machen mal den Anfang mit dem wahren Wahrzeichen der Stadt: so findet Ihr uns ab KW 37 unter der neuen Domain Gaskessel.tv.

P.S. Weiß einer, ob im Gaskessel noch Gas ist? Und warum mir dieser Getränkemarkt noch nie vorher aufgefallen ist? Und wie geil der bitteschön ist?

Irgendwo, wo Gaisburg aufhört, muss ja Wangen anfangen. Wo genau die Grenze verläuft, weiß ich nicht. Aber wir haben ja schlaue Leser, die wissen das oder googeln das und tun dann so, als hätten sie’s schon vorher gewusst.

So wie ich so tue, als ob ich gewusst habe, dass der KuSV Stuttgart ein Verein für ich-weiß-es-doch-auch-nicht ist. Die Google Suche führt zu facebook. Und auf der facebook-Seite ist zu lesen, dass “…uns die Vereine Zrinski Waiblingen und Vila Croatia mit ihren Tanzeinlagen begeistert haben.” So ein Verein ist das.

Wenn man die Nähterstrasse weiterfährt – (und ich weiß, dass das ein richtig guter Witz war, weil wo the fuck ist die Nähterstrasse?) –  dann steht man ganz plötzlich am Comer See. Kann bitte jemand bestätigen, dass es hier wahrscheinlich die beste gemischte Fischplatte der Stadt gibt und man sich nicht nur fühlt wie in Italien, sondern auch so speist?

Ja, das kann jemand: auf TripAdvisor überschlagen sie sich: “Buonissimo ” und “Sehr gut. Grazie Mille”.

Und dann schreibt einer: “Das Ristorante liegt etwas versteckt. Es gibt einen Biergarten und es gibt den italienischen Wirt mit italienischen Angestellten. Es wird italienisch (auch deutsch) gesprochen. Und wenn man im Biergarten nicht auf das Kraftwerk schaut, sondern nach gegenüber auf den Hang, an dessen Ende zu dieser Jahreszeit Weinreben (etwas versteckt, aber sie sind da) zu sehen sind und gleichzeitig durch das offene Küchenfenster (und auch im Biergarten) italienische Diskussionen hört – da kommt authentisches Urlaubsfeeling auf.”

Genau das hatte ich gehofft. Wir kommen nach der Sommerpause.

Zu Held’s Kindermodekiste hat auf TripAdvisor niemand was geschrieben. Keine einzige Rezi (#Liftvoice). Aber ich finde auch: es ist alles gesagt.

Dann eben nochmal zum Lago di Como Italiener: der Youtube-Sender (!) Hier sind die Guten von der Gastlichkeit (!!) hat unter dem Namen La Villa TV (!!!) hier einen Imagefilm des Urlaubs-Italieners bereitgestellt. Bitte sehen Sie selbst.

Nicht im Bild: dort wo dieses Schild hängt, steht auch ein Boot namens “Keule” vom PYC Rüdesheim im Gebüsch. Falls das jemand vermisst: da ist das. Ich sag das nur deshalb, weil in dieser Stadt ja in letzter Zeit immer mal wieder Dinge wegkommen.

So XXXL-Baukräne zum Beispiel. Die dann in Ägypten wieder auftauchen. Der rechtmäßige Besitzer der Keule muss nicht ganz so weit fahren. Und wer die Leiter hat, der sei so gut und bringe sie halt zurück.

So – back to Gaisburg. Immer den Schienen folgen. Und sich plötzlich fühlen wie in Stralsund. Mehr DDR geht glaub nicht, aber hier schellt das Telefon tatsächlich noch, wenn man die 0711 wählt. Verrückt. Wurmloch, wie gesagt. Plötzlich in einer anderen Zeit und gefühlt auch Stadt. Und trotzdem ist das alles stuggiewoogieboogiebenztown. Tatütata und wir waren dabei,

Gaisburg hat eine überraschend vivile Gastro- und Einzelhandels-Szene. Vivil fand ich geil als Wort und musste aber erst gucken, ob das nicht nur Pfefferminz-Pastille ist. Ja, Scheisse, ist es. Ich mein glaub ich vivid. Sei’s drum.

Die vivide Szene jedenfalls hatte das Einhorn schon gepachtet, bevor es aufblasbar war. Ich möchte mich ja sagen hören: „Fahr bitte schnell in die Einhorn-Apotheke und hol einen blutstillenden Verband“ – aber ich blute gerade nicht.

Das dürfte den Trinkern und den Architekten unter euch gleichermaßen gefallen: ich glaube, wer runde Glasbausteine im Eingangsbereich hat, der zapft kein schlechtes Pils. Ich hab leider den Namen der Kneipe vergessen, aber ich wette, sie haben noch Premiere. Und den Merkur Geldspielautomaten Fun City, vielleicht sogar mit D-Mark Münzeinwurf.

 

Und ja. Auch das ist leider Gaisburg. Ihr könnt euch sicher sein: in der Premiere-Sportsbar wissen sie, wer die Schmierfinken sind. Und das wird noch Konsequenzen haben.

Mehr München wird es heute nicht. Denn was Gaisburg auch hat – und unser joggender Chef DJ Elbe wusste das vom Laufen – ist: einen englischen Garten und einen bayrischen Biergarten. Und wir werden schon hysterisch, wenn es endlich Ramen in der Stadt gibt.

Wer sich gefragt hat: wo ist eigentlich das Reisebüro Zauner hin – ich wollte gerade eine Busreise buchen? Da ist das jetzt. In Gaisburg. Zauner war früher mal der Platzhirsch. Und wäre da nicht Flixbus oder Flugzeug oder Faltschachtel zum Mitnehmen, dann wäre das bestimmt heute immer noch so.

Denn das Angebot ist top: “Wir haben für ihre Reise, Kurztrip, Kegelclub Ausflug oder auch für eine spontane Bustour mit Freunden oder Kollegen passende moderne Reisebusse, die wir ihnen gerne vorstellen und zu günstigen marktüblichen Preisen vermitteln können”.

Marktüblich mit Kollegen spontan mit dem Bus weg – wer hat Bock? DJ? Thorsten? Setzi? Nina? Anyone?

Putting the burg in Gaisburg. Das sieht jetzt aus wie eine Festung, ist aber die katholische Kirche. Unser spontaner Busausflug könnte da hin gehen und Setzer könnte von oben sein Rapunzel-Reggae-Gelöte runterlassen und wir anderen würden unten stehen und Shisha rauchen und sagen: Wer uns kennt, der weiß, dass wir das niemals tun würden.

Neue (Business) Mietlocation: OutOfOffice Am Fruchtkasten / Stiftskirche

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Die ehemalige (denkmalgeschützte) Commerzbank zwischen Stiftskirche und Schillerplatz mit der wunderschön klingenden Anschrift “Am Fruchtkasten 3”, zuletzt kulturell zwischengenutzt von der Palermo-Galerie im Jahr 2015 und einer Ausstellung der StZ im Rahmen der Langen Nacht der Museen im März 2017, wird nach einer Grundsanierung 2018 reaktiviert.

Ins EG legt das Breitengrad eine neue Gastro rein (Eröffnung frühestens Mitte/Ende Oktober) und das Loft im Obergeschoss samt Dachterrasse übernimmt das Startup OutOfOffice für seinen neuen Stuttgarter Ableger. OutOfOffice gibt es bereits schon in München (2x), Frankfurt und in Kooperation mit Sturmfreie Bude in Hamburg.

(Bild von 2015) 

OutOfOffice bietet durchdachte, offene, einladende wie durchdesignte Räume für Meetings, Tagungen, Workshops, Shootings etc. an und zwar immer in Lofts inklusive Dachterrasse, so das Grundprinzip von OOO.

Frei nach der Firmenphilosophie “meet.create.play” der beide OutOfOffice-Gründer Chiara Oliva und Georg Sauter soll der freie Blick über den Dächern der Stadt die Kreativität beflügeln, also im Gegensatz zu (dunklen) Tagungsräumen, z.B. im EG eines Hotels, der Pumpkannenkaffee plus die kleinen Kondensmilchpackungen in Reichweite, nach einer halben Stunde Flipchartvortrag hat man Schädel und will man flüchten. Die Firmenausweisszene kennt das bestimmt.

Die Idee zu OutOfOffice kam den Gründern aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen in ihrem früheren Berufsleben, in dem sie viel Zeit in Meetings und Workshops verbracht haben. „Schon bei Eintritt in die Räumlichkeiten war uns klar, dass wir an diesem Tag KEINE gute neue Idee haben werden.”

Also selbstständig machen und alles selbst besser machen. In den anderen Städten funktioniert das OOO-Konzept schon hervorragend und erfreut sich an großer Beliebtheit bei den Firmen aka booked out all month long.

Verständlich, weil raus ausm Büro ist ja auch immer so ein bisschen wie früher Klassenfahrt, einfach mal was anderes erleben, alle freuen sich, Stimmung gut  – und die gute kreative Stimmung fördern OOO mit verschiedenen Raumwelten und Kreativ-Motto-Ecken sowie High End-Technik (und hat in Stuttgart für die arbeitende Klasse sogar ein Klassenzimmer aufgebaut, Reverse-Klassenfahrt sozusagen).

Die Stuttgarter Location, die man übrigens sehr lange gesucht hat, soll am Erfolg der anderen Städte anknüpfen, woran man bei der ersten Begehung (Mood meanwhile: Unten Weindorf-Abbau, oben Aufbau der letzten Deko-Details) kaum zweifelt, vor allem nicht, wenn man auf der Dachterrasse (mit Wintergarten) steht und einmal den View von Schillerplatz bis rüber zum Eugensplatz und von Rathausturm bis zum Wilhelmsplatz kreisen lässt.

Jedes OOO ist unter einem anderen Motto eingerichtet. In Stuttgart steht unter dem Look “Studio” und bietet großzügig Platz (360 QM Loft, 200 QM Dachterrasse) für Workshops, Seminare, Tagungen und Schulungen, Pressekonferenzen, Fotoshootings oder Filmproduktionen.

Am Strand kann man entspannen, in der Sportecke seinen Mannschaftsgeist beweisen und im beruhigenden Dschungel konzentriert arbeiten. Beim gemeinsamen Kochen in der offenen Küche oder beim Grillen auf der besagten Dachterrasse schießt vielleicht die nächste brillante Idee durch den Kopf. Mir kam an dem Tag zwar keine, aber war auch schon abends, Hirn over.

Mitarbeitern von verschiedensten Unternehmen und Startups oder Agenturen ergeht es dann dort zukünftig hoffentlich anders. OutOfOffice kann ab sofort gebucht werden. Übrigens auch von Privatpersonen.

OutOfOffice Stuttgart
Am Fruchtkasten 3 / Stiftskirche
Homepage
Facebook
Mietinteresse? Email an General Manager Stuttgart Goranco Tomeski

Rundgang Wagenhallen

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Die Wagenhallen sind zurück, Opening Kulturbetrieb Ende Oktober, und wurden gestern dem Bahnhof präsentiert, dem ganz Großen. Alle da. Kulturbürgermeister Fabian Mayer. Kämmerer Michael Föll (Erklärbär-Interweb: Der Kämmerer ist der mit dem Sparschwein). Andere Politiker. Der Boss vom Hochbauamt. Die Architekten. Die Wagenhallen-Crew. Regio.TV. Kessel.TV. Und OB Kuhn kam als letzter. Im Smart. Voll smart eigentlich. 1 Bonuspoint bei mir. Nächstes mal aber bitte mit der U15.

Kurzer Dialog mit Fabian Mayer:  “Und guter Tag heute, so als Kulturbürgermeister oder?” “Wieso?” “Ha, neue Wagenhallen präsentieren, super Job” “Die neuen ALTEN Wagenhallen”, ergänzte er.

Die neuen ALTEN Wagenhallen ist der PR-Sound, meine Damen und Herren, die Floskel fiel gleich mehrmals gestern und das aus gutem Grund.

Wurde in der Stadt in manchen Kreisen (sarkastisch) befürchtet, dass die Wagenhallen nach der zwingenden Sanierung, weil eben nach 120 Jahren bissle am Arsch, für die berühmten 30 Millionen Euro (übrigens sei man im Kostenplan geblieben, so Kuhn, wäre schön, wenn das auch mal bei anderen Projekten so wäre usw.) wie Schloß Neuschwanstein aussehen, also ihren roughen wie beliebten Industrie-Charme verlieren, sieht man nun: Die neuen Wagenhallen sind ist immer noch die alten Wagenhallen, rough, industriell und charmig.

Und jetzt halt eben save 100 (Brandschutz, Lärmschutz) für den Kulturbetrieb mit bis zu 2100 Gästen und für die schaffenden Künstler in den riesigen Ateliers, die allerdings erst zum Jahreswechsel bezogen werden können.

Mit neuer Lüftung, die Rohre so dick, in denen könnte Bruce Willis Bösewichte jagen. Mit neuen Toiletten. Eine Pissoir-Reihe wie im Neckarstadion. Bei einem Konzert mit Feine Sahne Fischfilet (24.11., sold out) wird halt auch garantiert mehr Bier gesoffen als unten in Cannstatt.

Und natürlich das neue Superdach, ursprünglich der Ausgangspunkt der Sanierung. Setz mal ein neues, mehrere 1000 Quadratmeter großes Dach auf die alten Wagenhallen-Stahlträger von Achtzehnhundertdings. Statikhölle 100. Meinten die gestern zumindest, in unseren Worten übersetzt. Glaub ich. Das war so kompliziert, dass man sogar Tests in einem Karlsruher Windkanal durchgeführt hat.

Beeindruckend: Mit mobilen Trennwänden, ungefähr so groß wie Eingangsmauer von Mordor, kann die Eventlocation je nach Veranstaltung eingeteilt werden. Und da kommen und finden statt bis zum Jahresende u.a.: Erobique, Rocko Schamoni, Barclay James Harvest, Drunken Masters (Toiletten!!!1!!), die Perspektive Wein oder das Kunstkaufhaus. Also man sieht: Neuschwanstein ist weiterhin weit weg und Raum für Kunst und Kultur da.

Denn Kunst braucht Raum und folgerichtig dankte Uwe Brückner, der Chef vom Atelier Brückner, der Stadt Stuttgart, dass sie das Ding durchgezogen hat. Er sei jetzt seit 30 Jahren in Stuttgart und gerade in den 90er habe er eine Abwanderung vieler Künstler (“einen Kunstdrain”) erleben müssen, weil die Räume fehlten. Und er würde gerne selbst einziehen. Und hofft, dass noch mehr solcher Industriebrachen, die es auch hier in Stuttgart gäbe, kulturell genutzt werden und nicht in Investorenhände fallen.

Guter Tag also für Stuttgart, nicht nur für einen Kulturbürgermeister. Passend dazu wurde gestern vormittag Stuttgart von der Berenberg-Bank und dem Hamburger Weltwirtschaftsinstitut zum vierten Mal in Folge zur deutschen Kulturmetropole Nummer 1 ausgerufen. Und jetzt mit einem neuen veritablen Kulturzentrum, für verschiedene kulturelle Aktivitäten, von eben Feine Sahne Fischfilet bis große Kunstwerke, die da hoffentlich entstehen werden.

www.wagenhallen.de


Presseinfo der Stadt Stuttgart:

Rundgang mit OB Kuhn: Sanierte Wagenhallen erstmals wieder der Öffentlichkeit präsentiert – OB Kuhn: „Ich freue mich, dass wir dieses Vorzeigeprojekt bald wieder eröffnen können“

Nach rund 21-monatiger Bauzeit steht die Sanierung der Wagenhallen kurz vor dem Abschluss. Oberbürgermeister Fritz Kuhn hat am Dienstag, 25. September, zusammen mit dem Ersten Bürgermeister Michael Föll und Kulturbürgermeister Dr. Fabian Mayer zu einem ersten Rundgang eingeladen. Durch die neuen Kultur- und Veranstaltungsräume führten Peter Holzer, Leiter des Hochbauamts der Stadt Stuttgart, und Michel Casertano, leitender Architekt des Atelier Brückner. 

Oberbürgermeister Fritz Kuhn sagte zur Begrüßung: „Die neuen, alten Wagenhallen sind eine große und bedeutende Kultureinrichtung in unserer Stadt. Ich freue mich deshalb sehr, dass wir dieses Vorzeigeprojekt bald wieder eröffnen können. Der Umgang mit der Geschichte des Gebäudes ist vorbildlich: Den Architekten und Planern ist es gelungen, den ursprünglichen Charakter zu bewahren und gleichzeitig eine moderne, urbane Kulturstätte zu schaffen. Ich bin dem Gemeinderat sehr dankbar, dass er für die Sanierung dieses Projekts gestimmt hat.“ 

Das Stuttgarter Architekturbüro Atelier Brückner entwickelte das Konzept für die Sanierung und den Umbau der ehemaligen Lokomotiv-Remise und setzte es zusammen mit dem städtischen Hochbauamt um. Michel Casertano, Projektleiter, erklärte: „Es war uns wichtig, die Wagenhallen mit ihrer 120-jährigen Geschichte und all ihren baulichen Zeitschichten erlebbar zu machen. Besonders freut mich, dass wir in enger Abstimmung mit allen Beteiligten Lösungen entwickeln konnten, die den unterschiedlichen Anforderungen in funktionaler und ästhetischer Hinsicht Rechnung tragen und darüber hinaus zu einem emotionalen Raumeindruck führen.“ 

Auf dem Gelände werden künftig wieder die ursprünglich ansässigen drei Hauptnutzer ihren Betrieb aufnehmen: Der Kulturbetrieb Wagenhallen mit großem und kleinem Veranstaltungsraum sowie Biergarten (4.000 Quadratmeter, ca. 30 Prozent der Fläche), der Kunstverein Wagenhalle mit Ausstellungs- und Veranstaltungsraum sowie separatem Neubau mit Künstlerateliers (9.500 Quadratmeter, ca. 60 Prozent der Fläche) und die Tanzschule Tango Ocho Quadratmeter, ca. 10 Prozent der Fläche).

Der Kulturbetrieb Wagenhallen wird bereits im Oktober wieder seinen Betrieb aufnehmen. Die Atelierhalle und die Tanzschule werden im Anschluss fertiggestellt, so dass die rund 90 Künstler des Kunstvereins Wagenhalle ab dem Jahreswechsel mit dem Einbau und der Einrichtung ihrer Ateliers beginnen können. 

Kulturbürgermeister Dr. Fabian Mayer sagte: „Ziel der Sanierung war es, die vielfältigen kulturellen Nutzungen, die sich über die Jahre am Nordbahnhof etabliert haben, fortzuführen. Ohne die Sanierung hätten die Wagenhallen dauerhaft geschlossen werden müssen. Wir freuen uns deshalb sehr, dass wir der Stadtgesellschaft diese beliebte kulturelle Anlaufstelle bald wieder zurückgeben können.“ 

Seit Ende des 19. Jahrhunderts dienten die Wagenhallen als Bahn-Werkstatt. Über ein Jahrhundert wurden dort Lokomotiven und danach Busse gewartet. Nachdem die Bahn die Nutzung aufgab, erwarb die Stadt die Wagenhallen im Jahr 2003. Bis 2016 wurden sie von der lokalen Kulturszene genutzt.

Da Statik, Schall- und Brandschutz nicht mehr den aktuellen Vorgaben entsprachen und aus genehmigungsrechtlichen Gründen den Fortbestand der Nutzung gefährdeten, beschloss der Gemeinderat 2016 mit breiter Mehrheit die Sanierung der Wagenhallen. Im Januar 2017 gab OB Kuhn mit dem ersten Baggerbiss das Startsignal. Die Kosten belaufen sich insgesamt auf rund 30 Millionen Euro. Der Bund förderte davon mit 12,4 Millionen Euro die energetische Sanierung der Gebäude. Auch die Nutzer leisten ihren Beitrag beim Ausbau und bei der Einrichtung ihrer Flächen. 

Erster Bürgermeister Michael Föll sagte: „Der städtische Kostenanteil für die Sanierung der Wagenhallen bewegt sich im Finanzierungsrahmen. Die Sanierung war ein gewaltiger Kraftakt für die Stadt Stuttgart, aber einer der sich gelohnt hat: Ich bin überzeugt davon, dass sich die Wagenhallen als Veranstaltungs- und Kulturzentrum wunderbar entwickeln werden und in kürzester Zeit wieder zu einem der Anziehungspunkte in unserer Stadt werden.“ 

12 Jahre Nächte in Stuttgart

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Am 2. Februar 2007 wurde mein erster Artikel in den Stuttgarter Nachrichten abgedruckt – über meine Kollegin Wasserbäch war ich an den Job gekommen, fürs Wochenende Partytipps unter dem Namen “Die Nächte in Stuttgart” aufzuschreiben. Und sie, als damals schon erfahrene Tageszeitungs-Autorin, hat mir dann auch Tipps für Formulierungen gegeben und was ich auf keinen Fall schreiben kann.

Meine Nervosität stellte sich dann als relativ unbegründet raus – alle meine Texte wurden quasi immer so abgedruckt wie geschrieben, egal wieviele komische Musikgenres oder Insider-Querverweise ich eingebaut hatte.

Ich war jung bzw. jünger, brauchte das Geld und fand es an sich nicht uncool, für eine gedruckte Tageszeitung zu schreiben – auch wenn es wieder nur Partytipps waren, das was ich mit Unterbrechung schon für Prinz fast 10 Jahre geschrieben habe.

Also habe ich das dann bis zum heutigen Tag gemacht – fast 12 Jahre lang jede Woche Partytipps, anfangs noch für das Kultur-Ressort, später dann für das Lokale. Das sind, wenn man Urlaube abzieht, fast 600 Wochen = 600 Texte über Partys in Stuttgart.

Und das ist genauso unspektakulär wie es sich anhört – die einzigen Auffälligkeiten in den ganzen Jahren waren eine Fehlinformation über den Vermieter eines Clubs, worauf ich nach der freundlichen Bitte der Clubbetreiberin zum ersten Mal in meinem Leben in der darauffolgenden Woche eine Richtigstellung schreiben musste.

Das andere war ein etwas zu hämischer Kommentar zu einer Veranstaltung von Leuten, die ich eigentlich sehr mag, und die ein wenig zu Recht danach ein wenig beleidigt waren. Außerdem (Achtung!) ist aus meinen Erfahrungen mit den Partytipps bei uns auf dem Blog eine interessante Diskussion zum ThemaAußerdem-DJs entstanden.

In den ersten Jahren habe ich immer noch passende Bilder mitgeschickt. So entstand im Laufe der Zeit eine aus heutiger Sicht sehr witzige DJ-Pics-Sammlung auf meinem Rechner – ein schickes Exemplar von zwei mir völlig unbekannten DJs habe ich oben eingebaut.

Anfangs musste ich mir meine Infos eher mühsam zusammensuchen, Partyinternet war 2007 noch nicht so am Start (außer natürlich myspace!!11!!), und alle Clubs und Veranstalter dazu zu bringen, mir ihre Presseinfos zu schicken, war ziemlich schwierig. Oft half mir der Partykalender im PRINZ, erst viel später machte Facebook die Recherche deutlich einfacher.

Jetzt kam zum Ende des Monats relativ kurzfristig das Ende meiner kleinen Kolumne, die Kolleginnen und Kollegen von Stadtkind übernehmen bzw. decken das Feld ebenso schon länger ab.

Und weil mein Mac nichts vergisst, habe ich meinen allerersten Text noch – Anfang 2007, als American Apparel, der Keller Klub und das Bix gerade aufgemacht hatten, das Rocker 33 noch am Hauptbahnhof war und es das Colibri noch gab.

Those were the days my friend, wir werden auch nicht jünger, alles senkrecht und liebe Grüße an die Außerdem-DJs.

Stuttgarter Nachrichten, 02.02.2007

Clubvolk und Schnittchen
Mit dem richtigen Outfit zu den besten Partys am Wochenende

Bei allen Wirren im Stuttgarter Nachtleben kann man sich doch immer wieder auf etwas einigen – zum Beispiel darauf, zur Eröffnung des „American Apparel“-Store (Friedrichstraße 39, Stuttgart-Mitte) zu gehen. Hier traf sich vergangenen Samstag das trendige Clubvolk bei Schnittchen, Bionade, lauter Musik und grellem Licht, um von noch trendigeren Verkäuferinnen garantiert politisch korrekte Basic-Shirts passend zu Röhrenjeans und Lederjacke zu kaufen.

Schon hätten wir das perfekte Outfit, um Carlos Coelho, ehemals Mitbetreiber von Radio-Bar und zwölfzehn, und seinem Kumpel Jean Theodoru zu ihrem Kellerklub zu gratulieren. In der Location am Rotebühlplatz 4 (Stuttgart-Mitte), die schon mehr Clubs beheimatet hat als hier Platz haben, eröffnen sie heute eine schicke Indiedisco mit Livemusik von lokalen Britpop-, Indierock und 60s Pop-Bands und DJ-Musik von Menschen wie The Tights, The Aguileras oder Hannes Orange. Die One-Man-Indieshow Orange kümmert sich auch um das Booking des Ladens, DJ-Kollege und Grafiker Jens-O-Matic gestaltet Wände und Flyer.

In Stuttgarts anderer Indie-Disco, dem Schocken (Hirschstr. 36, Stuttgart-Mitte), ist das Motto heute Abend „From Disco to Disco“, wenn Konrad Kuhn, auch mit 50/50 als Partner von Ex-Hi-Macher Andreas Vogel unterwegs, und Manuel Bürger, Designer und Künstler im Hauptberuf, Soul und Disco auflegen.

In Fußweite im neu eröffneten Jazzclub Bix (Leonhardsplatz 28, Stuttgart-Mitte) präsentieren Bruno Vecchio und Robin Hoffmann von Pulver Rec. den Clubabend „Furchtlos & Treu“ – hier darf getanzt werden, muss aber nicht. Die Star-Gäste des Abends, Boozoo Bajou aus Nürnberg, machen die Entscheidung mit ihrem gern gehörten und tanzbaren Dub-Sound leicht.

Dub haben auch Stefan Mellmann und Thorsten Gutbrod für ihren Kulturbetrieb Wagenhallen (Innerer Nordbahnhof, Stuttgart-Nord) entdeckt – hier steigt heute der Dervish Dub Dance mit White Oka Foundation und Dub Rebel Style.

„Tonsport“-Veranstalter Vladimir Alagic hingegen hat es geschafft, einen echten Pionier ins Ciné Colibri (Alte Poststr. 3, Stuttgart-Mitte) zu holen: Etienne De Crécy, der Legende nach Erfinder von French House, beehrt am Samstag zum ersten Mal Stuttgarter Plattenspieler. Der mit Projekten wie Motorbass und Superdiscount bekannt gewordene Pariser zeigt in gemixten Hörbseispielen, wie Electro mit House zusammengeht.

Ein weiterer Clubmusik-Pionier ist am Samstag im Rocker 33 (Heilbronnerstr 7, Stuttgart-Mitte) zu Gast: Mit der Formation Stereo MCs brachte Rob Birch englischen HipHop Ende der 80er auf die Landkarte und schuf mit „Connected“ einen trotz aller Coolness massenkompatiblen Clubhit. Bei der „Robodisco“ verbindet er als DJ allerlei Musiken von Oldschool-HipHop über Funk bis Afro-Beat.

Wer übrigens wissen möchte, was Dub im Bix, French House im Colibri und HipHop im Rocker miteinander zu tun haben, der sollte sich „Ishkurs Guide To Electronic Music“ im Internet anschauen (www.di.fm/edmguide/edmguide.html) – mit Hörbeispielen wird dort wirklich jede Facette elektronischer Musik anschaulich erklärt.

Kaufhaus Mitte eröffnet 2. Store in der Marienstraße

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Mit schwierigen Pflastern für inhabergeführten Einzelhandel kennt sich das Kaufhaus Mitte (bekanntlich) gut aus, so gut, dass man kürzlich den Store auf der Königstraße von dem temporären Status befreit hat und dauerhaft auf Stuttgarts Einkaufsmeile bleiben will.

Nächstes Projekt: Die Marienstraße wieder great maken, Stuttgarts längste Friteuse für echte Gourmeggles.

Ab November, der genaue Termin wird noch kommunziert, zieht man mit einer zweiten Kaufhaus Mitte Filiale in den Ex-M3 Mary Three in der Marienstraße 3B neben dem ebenfalls schon länger leerstehenden FAMZ. Um diese Fläche wiederum bemüht sich aktuell der berühmten Gerüchteküche zur Folge eine Fast Food-Kette – eine, die es noch nicht in der Innenstadt gib. Aber wie gesagt, Gerüchte.

Das Kaufhaus Mitte will an dieser Stelle drei Monate lang “die Gegend unsicher machen”, man könnte auch sagen, Kontraste setzen. Auf den 260 Quadratmeter Ladenfläche wird es “eine gesunde Mischung aus bewährten Artikeln und neuen Brands aus den Bereichen Lifestyle, Accessoires und Design” geben. Außerdem soll eine kleine Galerie integriert werden.

KAUFHAUS MITTE Pop Up Store
Marienstrasse 3b
Opening Anfang November (genauer Termin folgt)
www.facebook.com/kaufhausmitte

Bundesland-Claims: Zu schön, um nah zu sein

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Wer glaubt, dass Baden-Württemberg mit “Wir können alles. Außer Hochdeutsch.” den schlimmsten Bundesländer-Claim aller Zeiten hat, der war noch nie in Niedersachsen. Oder in Bayern. Denn woanders mag vieles besser sein, aber nicht das Landesmarketing.

Ich hab mir am Mittwoch bei der Feier zum Tag der Deutschen Einheit in Berlin den Spaß gemacht, einige Bundesländer-Claims zu sammeln. Und weil wir der Serviceblog No. 1 sind, haben wir in der Kessel.TV-Redaktion im Cloud 7-Penthouse in einem mehrtätigen Brainstorming-Workshop ehrliche Alternativen für die Bundesländer entwickelt.

Bitteschön, Dankeschön.

1. Sachsen

Original: So geht sächsisch. / Simply Saxony.

KTV-Tipp: Sachsen. Halt die Fresse du Wichser.

2. Mecklenburg Vorpommern

Original: MV tut gut.

KTV-Tipp: Mecklenburg Vorpommern. Kurz vorm Arsch der Welt.

3. Hamburg

Original: #meinhamburg / Moin!

KTV-Tipp: Hamburg. Nicht jeder stinkt nach Fisch.

4. Niedersachsen

Original: Niedersachsen. Klar.

KTV-Tipp: Niedersachsen. Wir können nichts. Nur Hochdeutsch.

5. Bremen

Original: Bremen Bremerhaven. Innovation aus Tradition.

KTV-Tipp: Bremen. Ist das ein eigenes Bundesland?

6. Nordrhein-Westfalen

Original: Dein Reiseland. Dein Nordrhein-Westfalen.

KTV-Tipp: Nordrhein-Westfalen. Wenn du reinkommst, links.

7. Bayern

Original: Bayern. Traditionell anders.

KTV-Tipp: Bayern. Irgendwie muss man ja nach Italien fahren.

8. Saarland

Original: Saarland. Großes entsteht immer im Kleinen.

KTV-Tipp: Saarland. Geht so.

9. Brandenburg

Original: Brandenburg. Es kann so einfach sein.

KTV-Tipp: Brandenburg. Ich fühl mich so leer.

10. Hessen

Original: An Hessen führt kein Weg vorbei.

KTV-Tipp: Hessen. Heinrich Emil Siegfried Siegfried Emil Nordpol.

11. Sachsen-Anhalt

Original: Sachsen-Anhalt. Hier macht das Bauhaus Schule.

KTV-Tipp: Sachsen-Anhalt. Ist das noch mein Deutschland?

12. Schleswig-Holstein

Original: Schleswig Holstein. Der echte Norden.

KTV-Tipp: Schleswig Holstein. Die da oben.

13. Berlin

Original: Be Berlin.

KTV-Tipp: Berlin. Irgendwann gehen sie auch wieder weg.

14. Thüringen

Original: Das ist Thüringen.

KTV-Tipp: Thüringen. Rechts so.

15. Rheinland-Pfalz

Original: Rheinland-Pfalz. Wir machen’s einfach.

KTV-Tipp: Rheinland-Pfalz. Saufen können wir.

16. Baden-Württemberg

Orignal: Baden-Württemberg. Wir können alles. Außer Hochdeutsch.

KTV-Tipp: Baden Württemberg. Immer ein Kittel kälter.

Und als Bonus noch Baden-Württemberg in einem Bild: Die Gerlinde und der Winfried.


Radio Bar(th Gebäude) 1997

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(Foto: Jaytext

Alter Scheiß rockt halt immer: Vergangenen Donnerstag haben wir ein Bild von den Freitreppen aus dem Jahr 1993 heraus gekramt, das 2012 dank dem Stuttgart-Album die Internetrunde drehte und damals auch bei uns landete. 1993, 2012, 2018 – also Throwback-Inception oder Inception-Throwback sozusagen.

Die Emotions waren prompt sehr strong und unser Longtime Kombl und Fotograf Jaytext hat aus diesem Anlass ein Bild von der Radio Bar im ehemaligen Radio Barth am Rotebühlplatz (heute Häussler City Plaza) aus seinem Archiv nachgeliefert.

Als (alter, sehr alter) Kenner sieht, das muss in den Anfangsjahren der Radio Bar/des zwischengenutzten Hauses sei, der Soundshop war noch nicht neben der Radio Bar. Laut Jaytext stammt die Aufnahme von 1997.

Und wenn wir schon dabei sind, zum zweiten, dritten oder vierten Mal hier drauf in 10 Jahren:

 

“Der Schnellste seiner Art”: Die neue Schnellbuslinie X1

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Im Mai angekündigt, ist heute die Schnellbuslinie X1 zwischen Cannstatt und der Innenstadt in Betrieb gegangen. Zumindest theoretisch ist man in neun Minuten vom Cannstatter Wilhelmsplatz ohne Zwischenstopp an der Haltestelle Dorotheenstraße beim Breuninger. In der Praxis bei der Presserundfahrt waren es am Freitagmittag elf Minuten, sagte meine Uhr. Zahlen sind wichtig. (Von Wilhelmsplatz bis Wilhelmsbau sind offiziell 12 Minuten.).

Gut, war auch die große Showtour, vollgestopft mit Politikern, SSBlern und Medien und in der Summe nicht wenigen Menschen, die wahrscheinlich sonst eher selten Bus fahren. Spannend.

Da wurde halt vielleicht bisschen getrödelt, weil auch viele Infos während der Fahrt geflossen sind, gerade über das Herzstück in der Cannstatter Straße, die neu geschaffene eigene Spur für den X1 (siehe auch Bilder oben), die der Rundkurs-Bus stadteinwärts und stadtauswärts nutzt (“Richtungswechsel-Betrieb”). Attacke und mit Vollgas 40 die Cannstatter Straße entlang und an allen Autos vorbei, inklusive stadteinwärts mit bisschen Geisterfahrer-Feeling.

Der X1, wir Fans sprechen ihn Ex One aus, hat sein eigenes Branding und Wording bekommen. Sowohl die Stationen, an denen er stoppt als auch die Fahrzeuge selbst, Diesel Hybrid-Gelenkbusse, kommen in einer Raubkatzen-Sonderlackierung. Oder wie OB Kuhn vor lauter Freude gemeint hat (und seine Freude über die erste Stuttgarter Expresslinie war wirklich riesig): “Du gehst auf die Haltestelle und weißt: ‘Jetzt kommt der Gepard. Der Schnellste seiner Art.'”

Jetzt haben wir also den Ersten und den Schnellsten seiner Art int der Stadt. Der Schnellste hat im Gegensatz zum Fernsehturm noch WLAN (läuft gut), USB-Anschlüsse und einen überraschend schicken Holzlook-Boden. Als Soundtrack könnte man alles von Xzibit laufen lassen, das ist aber nur ein kleiner flacher Vorschlag von uns.

Der Ex One fährt Montag bis Freitag im Fünf-Minuten-Takt circa 06.00 und 20:00 Uhr ab Cannstatt…

…und warum auch immer nicht am Wochenende. Versteh ich nicht, aber die SSB wird schon wissen warum. Ach so, es gilt auch beim X1 die Kurzstreckenregelung des VVS, also bis drei Haltestellen nach Einstieg.

Da schon paar Mal die Frage aufgekommen ist, was das bringt, soll und warum nicht gleich S-Bahn fahren: Der X1 versteht sich als Alternative zur U1 und U2, so die offizielle Begründung. Und da heute zum Beginn der neuen Feinstaubperiode direkt Feinstaubalarm ausgelöst wurde, kann man sich das ja mal ganz vielleicht als Alternative überlegen.

Mehr Infos zum X1

Holzapfel Baustellenreportage

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Wenn beim Umbau-Endspurt im Radio Dire Straits “Walk Of Life” und “Start me up” von den Stones läuft, dann wird den Laden durchwalken und durchstarten, so die hochoffizielle Kessel.TV-Prognose, freundlich unterstützt von SWR1: Diesen Samstag, 20. Oktober eröffnet nach dem Ende des Fluxus Mitte Juli und nach mehrmonatiger Umbauphase das Holzapfel mit Eingang in der Calwerstraße 56 – die Glasfront zur Calwerpassage wurde dicht gemacht und eine neue Wand reingezogen.

Wenn du reinkommst, läufste jetzt auf die rechtwinklige Bar zu und an jeder Menge Pflanzen vorbei und unter jeder Menge Pflanzen durch, Holzapfel is still a jungle wie einst die Brothers und das werden die Insta-Hit-Bilder, feel it.

Bis auf die neue Wand, die neue Bar und eine neue Kaffeemaschine, ist im Frontend so ziemlich alles beim Alten geblieben, außer dass z.B. es keinen Platz mehr für den berühmten “Start-up-Tisch” gibt, der an der Glasfront stand und an dem in den letzten zweieinhalb Jahren wahrscheinlich schon die eine oder andere DHDL-Idee geboren wurde .

PA und Licht sind ready für Samstag, noch einmal durchwischen und Mobiliar reintragen und dann hält das wieder für zwei Jahre und länger. Wir wünschen einen guten Restart in der neuen Version. Mehr Infos zum neuen alten Holzapfel hier oder hier.

Holzapfel Reopening
Calwerstraße 56 
Samstag, 20. Oktober  ab 20:00 Uhr
Holzapfel FB

42er – Zweiundfuckingvierzig

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(Fotos: Jutta Von Teese)

Jajajaja, der X1. Bester Bus der Welt, “Der Schnellste seiner Art” – völliger Quatsch. Mir fallen kaum Gründe ein, was gut daran sein soll, in zehn Minuten in Bad Cannstatt zu sein. Ich lebe den 42er-Lifestyle. Der 42er keept den Shit real – Eastside, Westside, Southside und Mittendrin auch noch. Den 42er entlang kann man Burgerläden, Alkoholiker, Boutiquen, Ein-Euro-Läden, Krankenhäuser und Tiefbahnhöfe zählen. Sowas denkt sich keiner aus, der cool sein will. So was passiert einfach.

Und: Ich grüße die missmutige Oma. Ich werde das so lange tun, bis sie mir die Ghettofaust entgegenstreckt, mich „Bro“ oder „Yo, Mike“ nennt, mich fragt ob alles fit im Schritt ist … oder bis sie wenigstens ein Mal zurücklächelt. Seit Wochen schon. Harte Nuss, die Lady. Sie sitzt jeden Morgen auf dem gleichen Sitz, direkt an der Tür im 42er. Da kommt man schneller raus, falls irgendetwas Schlimmes passiert oder man halt aussteigen muss.

Nach zwei Wochen: endlich ein kleines Lächeln. Nix Großartiges, eher so wie man lächelt, wenn ein Kind etwas sehr, sehr Dummes gesagt hat oder drüben bei RTL die Comedysendung endlich von der Werbung unterbrochen wird. Egal: Sie hat gelächelt. Ich denke, es lag auch daran, dass ich das teure Aftershave aufgelegt habe.

Denn ein bisschen sollte man sich schon ins Zeug legen im 42er – der besten Buslinie der Stadt. Die hält außer im Norden, Bietigheim und Neukölln in allen relevanten Stadtteilen von Stuttgart. Mitte, Ost, Mitte, West und Süd. Super.

Preislich ist der 42er auch unschlagbar: Das One-Way-Ticket kostet nur 2,37 Euro in der App – für (je nach Verkehrslage) 40 Minuten blitzsauberen Fun und Spaß. Ich hab schon schlechter investiert. Für mich völlig irre: Ich kann vor meiner alten Wohnung in den 42er einsteigen, eine halbe Stunde später bei meiner neuen Wohnung aussteigen und zwischendurch kurz in der Stadt gucken, ob alles läuft und/oder netten Leuten zuwinken.

Die andere Oma werde ich aber nicht grüßen. Sie versucht erst, ein Mädchen beim Aussteigen stolpern zu lassen und dann, mir ihren Ellenbogen in die Seite zu rammen. Das war ungefähr auf Höhe Katharinenhospital und wahrscheinlich hatte sie einen miesen Tag oder eines von den Jahrzehnten, an denen man einfach mit dem falschen Fuß aufgestanden ist.

Klar, könnte ich sie jetzt quer durch den Bus prügeln, anbrüllen oder irgendwas anderes tun, das mir kurzfristig etwas Genugtuung versprechen würde. Mach‘ ich aber nicht. Bin ja kein Arschloch. Letztendlich wird die Frau wahrscheinlich einsam, wird nicht mal mehr wegen einer Handyvertragsverlängerung angerufen – da brauch ich sie nicht auch noch anzubrüllen. So Sad.

Doch im 42er lernt man eben auch fürs Leben: Wenn irgendwo Idioten vor Ort sind, kann man einfach aussteigen. Knopf drücken. Zack. Raus. Alles gut, beziehungsweise: nur noch ein Trottel anwesend und den hat man selbst mitgebracht. Danke SSB.

Neulich war ich zum Beispiel so durch, dass ich dem Busfahrer Abends beim Aussteigen ein „Tschüüüß, Dankeschön“ hinterhergeträllert habe. „Huch!“ gedacht und schnell breitbeinig weitergelaufen, damit jeder sehen kann, dass ich nicht ganz bei Trost bin. Aus Versehen freundlich, als Kampfsport.

Natur pur gibt’s auch im 42er. Man muss nur an der Bushaltestelle Libanonstraße rumhängen. Das Blumengrünzeug vom Gärtner Krämer riecht so gut – nächstes mal nehm’ ich eine Decke und einen Picknickkorb mit oder bau da ein Atomkraftwerk hin. Wird super.

Auch ziemlich stark: Nur ein paar Meter weiter kommt eine der besten Ideen, die die SSB je hatte: Eine Haltestelle mit integriertem Irish Pub. „Alte Schule“ steht drauf. Schade, dass nicht alle Haltestellen derart kundenfreundlich gestaltet wurden.

Das Performancetheater an der Wagenburgstraße kann sich trotzdem sehen lassen. Der ziemlich betrunkene Gewinner eines Jesse Pinkman-Look-A-Like-Contests hält bei der Spelunke „Max & Moritz“ um 9 Uhr in der Früh das Haus fest, damit es nicht umfällt. Sein ebenfalls vorbildlich besoffener Kumpel hilft ihm ein bisschen, stabilisiert das Haus mit dem Rücken. Ich zeig ihnen den Daumen, sie mir den Vogel.

Höhe Planckstraße hat eine Frau derweil heftigen Schluckauf, so sehr, dass man es kaum noch von Rülpsen unterscheiden kann. Ihr Begleiter hatte ihr bereits alle möglichen Lösungsvorschläge vorgebetet, geholfen hat keiner davon. Mittlerweile klingt sie wie Flipper, kurz nach dem Happyend. Bei ihr scheint aber noch keines in Sicht.

Ein paar Sitze weiter liest ein Mann Kolumnen von Joe Bauer. Jede fein säuberlich ausgeschnitten und in eine Klarsichthülle verpackt. Er lacht. Hoffentlich nicht über die Schluckauffrau, die immer beängstigender durch den Bus grunzt.

Ich versuche zu gucken, welche Kolumne den Mann gerade amüsiert, doch wie so ein Klassenstreber versperrt er mir den Blick darauf. Um ein Haar hätte ich dem Stinkstiefel einen feuchten Fuzzi verpasst. Und ein sehr dummes Einkaufszentrum will mir sechs Euro schenken, wenn ich nicht mehr Bus fahre. Deppen.

Der 42er ist auch ein bisschen mystisch: Da leuchtet blaues Licht und blaues Licht leuchtet blau. Freunde von John Rambo wissen das längst. Was Rambo nicht weiß: die blauen Lichter im 42er sind USB-Lades-Steckplätze. Ich vermute das zumindest, ausprobiert hab ich das nicht. Denn im 42er bin ich meistens nicht in der Laune und auch aus dem Alter raus, irgendwas irgendwo reinzustecken – nur um zu gucken, ob das auch funktioniert.

Außerdem: Wer um 9 Uhr schon keine Akkuleistung mehr hat, hat die Kontrolle über sein Smartphone verloren … oder hat gerade eine super Nacht hinter sich und sollte nicht mehr am Smartphone rumdaddeln.

Irgendjemand hört Musik, eigentlich auf Kopfhören, aber dennoch laut genug für alle anderen. RIN, Bausa oder vielleicht doch ein Getriebeschaden am Bus. Schwer zu sagen.

(Bild Buzze/Vertikalpass

Natürlich völlig zum Kotzen: Auch im 42er starrt jeder nur noch unentwegt auf das Smartphone. Keiner sagt, „Setzer, du siehst aber heute wieder vorzüglich aus“ oder fragt mich „Willst du auch ein Stück Schokolade oder lieber den totalen Krieg?“

Ich würde mich natürlich für Schokolade entscheiden. Das muss aber diese Verrohung der Gesellschaft sein, von der alle reden: völlige Stille im Bus, niemand unterhält sich.

„Typisch Millenials!“, sage ich und stupse die Oma neben mir an. Früher saßen wir noch mit dem dicken Dostojewski im Bus oder neben dem Großen Gatsby – das war übrigens der Erfinder des Manspreading, weil er so groß war. Der konnte gar nicht anders. Musste aber erst gucken, was “Manspreading” genau ist – bin immer etwas vorsichtig bei Begriffen, die auch aus Sparten-Pornos sein könnten.

Manspreading ist, das hab ich im feministischen Internet gelernt, wenn Männer auf öffentlichen Sitzflächen sehr viel Platz beanspruchen, um ihren Sack zu präsentieren. Oder sich nicht gescheit hinsetzen können, weil ihr Sack so groß ist. Andere Formen von Manspreading sind: „Die Zeit“ lesen, eine ausladende Daunenjacke tragen oder sehr dick zu sein.

Der Begriff „Womanspreading“ konnte sich im Internet derweil überhaupt nicht durchsetzen, weil Jungs das prinzipiell super fänden – klingt ja auch wie eine Kategorie bei Reinsteck-Filmen.

Dennoch: Womanspreading ist was für Frauen, die keinen großen Sack haben, die müssen dann ihre Handtaschen, Einkaufstüten oder den Partner neben sich auf den Sitz stellen. Oder die Beine kompliziert übereinanderschlagen, weil sie ja keinen großen Sack haben. Alles so kompliziert.

Und dann steigt die Königin des Womanspreading ein. Geschätzte ein Jahr alt, allerbester Laune und wahnsinnig übergriffig. Die Kleine sitzt auf dem Schoß ihres Papas, lacht, gluckert, kiekst, fasst jede Tasche, Jacke oder Tüte an, die sie mit ihren kurzen Armen erreichen kann und brabbelt jeden in Reichweite an.

Man versteht kein Wort, aber die hat nur Bestes im Sinn. Und sie wird immer lauter dabei. Alle legen ihre Smartphones weg, lächeln auch und gucken. Kurz steht die Zeit still, nur der 42er fährt weiter. Stark.

Neue Bar im Leonhardsviertel: puf – pleasure up front

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Opening an Halloween: Heute Abend eröffnet die Bar puf (pleasure up front) in der Altstadt, am Leonhardsplatz 22, Ecke Leonhardsstraße, eine der besten Kreuzungen der Stadt, im magischen Dreieck aus Bix, Altglas und Brunnenwirt, unter der schützenden Obhut des roten Lichtes.

Inhaltlich hält es das stadtnightlifebekannte Betreiberduo Flo und Robin easy: Longdrinks, Bier, Schnaps und Electro-Stream aus der Anlage. Keine Cocktails und keine Hot Dogs. Muss es auch mal wieder geben, im regionalen Bar-Anbau, der manchmal etwas komplex geworden ist.

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#Pufbar #stuttgart #rotlichtviertel #bar #soon

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Die letzten Wochen wurde die ehemalige Tapas-Bar kernsaniert (siehe unten) und rechtwinklig neu aufgessetzt. Klare, nüchterne Formen, Linien und Kanten, für nicht-nüchterne Abende. Reinhocken, trinken, rausgucken. Die Möglichkeit, bisschen draussen zu hocken und zu stehen gibt es ebens, die Unterhaltung ist garantiert und garantiert kostenlos. puf loves to entertain you. Guten Start wünscht KTV.

puf | pleasure up front
Leonhardsplatz 22
70182 stuttgart 
Mittwoch & Donnerstag 19:00-01:00
Freitag & Samstag 18:00-03:00
www.puf-stuttgart.de
Instagram

OperOper: “Blaubart”&“Requiem pour L.”

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(Alle Fotos: Matthias Baus)

OperOper! Da stellt man sich dazu einen blondierten Typen mit viel Kajal vor, der einen mit einem Megaphon anschreit. An dieser Stelle bin ich zum Glück aufgewacht aus meinem kleinen Scooter-Albtraum und hab mir gedacht: Ja 2018 hat sich angefühlt als wäre Stuttgart Kulturhauptstadt des Jahres – und ich Feuilletonist bei der FAZ.

Denn verrückt, aber ich war 2018 schon in allen vier großen Kultur-Institutionen dieser Stadt: Staatsoper. Ballett. Schauspielhaus. Und SI-Centrum.

Weil einer muss bei kessel.tv ja für die Kultur zuständig sein. Thorsten ist ja eher so der Typ Burlesque und mag das, wenn Halbnackte auf Schaukeln von der Decke schweben. Und die größte künstlerische Leistung von RAM dieses Jahr war es, ein Zimmer weiß zu streichen. Weltkulturelbe wird der heuer nicht mehr.

Als es hieß, die Oper lädt ktv zur Preview ein, hätte ich konsequenterweise trotzdem DJ Elbe fragen müssen, ob er wenigstens mitkommt. Mein Kulturbuddy for life. Wir waren jetzt nämlich demnächst schon zusammen bei insgesamt drei großen Veranstaltungen, die im weitesten Sinne als Hochkultur durchgehen:

End of Green im Wizemann, Helene Fischer im Neckarstadion und bald Mark Knopfler in der Schleyerhalle. Im Trailer zur Mark Knopfler Tour habe ich übrigens jemanden gesehen, der Flöte spielt (hoch oder quer, hab ich vergessen). Und wenn das passiert, gehe ich heim.

Normalerweise begleiten mich die Leute ja immer auf alte Konzerte. Und stellen dann Fragen wie “Wann spielen sie denn ‘I was made for loving you?’. In diesem Fall bin ich aber eher der Kultur-Zivi von DJ Elbe und werde ihn begleiten. Nicht, weil ich Dire Straits so gut finde, aber ich möchte auf keinen Fall verpassen, einer von zwei Menschen zu sein, die mit einem ‘Sultans of Swingerclub’ T-Shirt in der U11 sitzen. Oder im X1. Mal sehen.

(Das ehemalige Paketpostamt vor dem Aufbau der Bühne – hier noch ungeflutet. Da hinten müsste noch irgendwo mein amazon Paket mit der ersten Foo Fighters liegen. Kam nämlich nie bei mir an)

Von den Kultur-Ereignissen, die ich dieses Jahr schon vor der Preview von Blaubart gesehen hatte, lässt sich auf jeden Fall ein kleines Ranking erstellen. Ihr mögt doch Listen, oder?

Auf dem letzten Platz Bodyguard – das Musical (zu wenig Tiefe und zu wenig Whitney und ich habe mich sehr gewundert, wer alles ins Musical geht. Ich zum Beispiel).

Auf Platz 3: Ballett. Ich hab’s aufrichtig versucht. Mir war vielleicht auch einfach nur das Stück zu heiter, aber es hatte was von getanztem Bauerntheater. Es hiess La Fille de la Gare. Oder la Gare de la Fille. Und war nur so mittel.

Zweiter Platz: Schauspiel. Ich fands ehrlich gesagt etwas sehr anstrengend. Eines dieser hochgehypten René Pollesch Stücke, auf denen glaub ein Numerus Clausus von 1,2 ist – oder man muss halt aus Berlin sein. Es wurde viel geschrien und ganz oft das Gleiche gesagt und ich hatte recht früh das Bedürfnis, ganz woanders zu sein. Bei Mark Knopfler zum Beispiel.

Erster Platz: Eindeutig Oper. Oper ist gut für mich. Hätte ich nie gedacht. Aber Orpheus in der Unterwelt und Don Pasquale waren beide sehr kurzweilig und unterhaltsam und fast wäre ich danach noch zum Saturn, um mir den Soundtrack zu kaufen.

(Bühne im Aufbau. Bissle wie bei Metallica und ja, auch bissle wie bei Helene Fischer, nur ohne den VW Amorak)

Entsprechend hab ich gleich HIER gerufen, als die jetzt neue Oper eingeladen hatte, mal zu schauen, was es denn mit der neuen Intendanz und dem “behutsamen, programmatischen Wechsel” auf sich hat. Und das an der megageilen Spielstätte Paketpostamt.

Da weiss ja jeder, wo es ist und keiner wie man hinkommt. Pro-Tipp: Nicht über den Nordbahnhof und die Mittnachtstraße, obwohl es da sehr sehr geil und fast ein bisschen Dortmund ist. Aber da läuft man sich den Wolf. Die Website empfiehlt, sich ab Haltestelle Mineralbäder durch den dunklen Park zu kämpfen, aber da kann es sein, dass einem nachher der Dubs bissle brennt.

Ab normalem Spielbetrieb – wir waren zu einer Art Preview mit Testpublikum geladen – gibt es wohl Velotaxen und Busshuttles vom Landtag. Siehste mal: kaum ist ein neuer Sheriff in der Stadt, fahren hier plötzlich Postkutschen. Und ich meine nicht den Weinzierl.

Für die Inszenierung von Herzog Blaubarts Burg hat der Installationskünstler Hans Op de Beeck im Paketpostamt das Hahnenwasser aufgedreht und die Halle unter Wasser gesetzt. Am Anfang wurde man dazu von einem Guide in einer kleinen Gruppe abgeholt, mit wasserdichten Schuhüberziehern ausgestattet und spielerisch auf das Stück vorbereitet und musste dann durch das Wasser auf seinen Platz waten.

Klingt crazy und war es auch. Und mehr Pop-Up Kultur und Interaktion und Dschungelcamp und Interim und Zwischennutzung und Operoper geht nicht. Das Stück selber war mir persönlich ein wenig zu einseitig. Ein Skip-Intro-Button hätte dem ganzen gut getan, aber so ist halt Kunst.

Als ich danach dann eingeschlafen bin, hab ich gedacht, man muss vielleicht nochmal an der Storyline feilen und an der Sprache (ungarisch). Aber als ich am nächsten Morgen aufgewacht bin, da dachte ich: geil, dass ich mir das mit Scooter nur ausgedacht und nicht geträumt hab. Und ich dachte: Jetzt hab ich Blaubart verstanden. Und dann fand ich’s plötzlich gut. Und so muss ja Kunst.

Richtig geflasht hat mich dann einen Tag später (Stichwort Operoper) die Aufführung “Requiem pour L.” im altehrwürdigen Opernhaus. Mir hat das Publikum gefallen – und ich würde gerne mit einem Großteil Weihnachten verbringen, weil sich alles so nach großbürgerlicher Familie und kultivierten Manieren und super Geschenken anfühlt. Die Spielstätte ist so oder so bombe.

Und wer noch nie da war, geht halt bitte mal hin. Und wer die Musik nicht mag, dreht sie halt leise. Zum Beispiel bei einer öffentlichen Führung hinter die Kulissen. Die ich ebenfalls wärmstens empfehlen kann.

Und das Stück selber war unfassbar gut: während im Hintergrund die Projektion einer sterbenden Frau läuft, interpretieren davor auf der Bühne 14 Leute mit Einflüssen aus Jazz und afrikanischer Musik Mozart auf eine mitreissende Art. Manche im Publikum fingen an zu weinen, ich hätte an manchen Stellen gern getanzt. Und ich hätte gerne, dass die neue Oper Stuttgart bitte so abwechslungsreich und genre-brechend und einladend bleibt. Mega Merci für 2 tolle Abende.

Hier noch bissel Video-Preview zu Blaubart.

Und hier ein bisschen richtige STZ-Kultur – Stichwort: Wir haben die Hintergründe, und bei Oper auch die Ahnung, im Gegensatz zu kessel.tv.

Und zum tättowieren noch was aus dem Pressetext:

“In seiner Inszenierung von Herzog Blaubarts Burg konzentriert sich der Künstler und Regisseur Hans Op de Beeck – der außerdem als Filmemacher, Maler, Autor und Komponist arbeitet – auf die Geschehnisse und Wandlungen zwischen beiden Akteuren, die bewegliche Dynamik ihrer Beziehung wie sie auch in Bartóks Partitur angelegt ist. Er verwirklicht in dem alten Industriegebäude des Paketpostamtes ein allumfassendes Gesamtkonzept und ermöglicht den Zuschauern auf diese Weise den Zutritt in Blaubarts düsteres Reich. Op de Beeck interessiert das menschliche Drama, die Unmöglichkeit einer Liebe, das Spiel um Macht und Wissen und letztlich die Ohnmacht gegenüber einer unterbewusst präsenten Vergangenheit.”

Tickets Herzog Blaubarts Burg
Tickets Requim pour L.  

Popup Restaurant & Bar Relish x Gaiser in der Hohenheimerstraße

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Gibt’s in anderen Städten eigentlich auch so viele Popup-Dinger oder noch mehr? Oder heißt es dort anders? Wer macht den großen internationalen Popup-Check? Auf jeden Fall poppt in Stuttgart jede Woche was auf, heuer ist es ein Restaurant in den Räumlichkeiten des ehemaligen Kerns Pastetchen in der Hohenheimerstraße, Feinstaubwitze haben Hausverbot.

Beziehungsweise ist das Relish X Gaiser nicht nur ein Restaurant mit ausgefeilter Karte (es kocht Mr. Relish alias Markus Hespeler und sein Partner Sebastian Gaiser, bis vor kurzem noch Mitbetreiber im Kaiser und Schmarrn, sorgt für die gastfreundliche Wärme), sondern eine Kooperation mit Vinnie’s Bar sowie gleichzeitig noch eine Galerie, denn Max Leitner und Marc C Woehr haben die Räume nicht nur kuratiert, wie es neusprechig heißt, sondern auch mit ihren Werken bestückt. Außerdem ist Graffiti-Kunst von Blaze und Objekt-Kunst von Elwira/Zoozoo ausgestellt.

Heißt wiederum umgekehrt, dass man im Relish X Gaiser nicht nur zum dinnieren hochhohenheimern (zwischen den Haltestellen Dobel und Bopser) kann, sondern einfach nur mal gucken. Oder einen Drink an der Bar nehmen. Und das bis vorerst zum Jahresende.

Relish X Gaiser
Hohenheimer Straße 64, S-Mitte
Öffnungszeiten: Do bis Sa, 18 bis 1 Uhr, Reservierungen von Di bis Fr von 16 bis 18 Uhr unter 01 72 80 09 670 oder über Instagram


Romy S. schließt im Januar – und eröffnet nach Umbau unter neuem Namen

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(Foto Romy S. / Facebook

War schon fast das ganze Jahr ganz großes Spatzentreffen aufm Dach, die Nachricht wurde durch die Stadt gepfiffen: Das Romy S. macht zu. Nach 18 Jahren. Nach genau 18 Jahren übrigens, man feiert das Closing in der Nacht vom 5. auf 6. Januar 2019, 2001 hat man an Heilige Drei Könige eröffnet. Es folgte nach einer etwas wackligen Anfangsphase folgte bis 2007 die famose 0711 12inch Ära, an die sich aber heutzutage wohl kaum mehr jemand erinnert.

Nein, der Name Romy S. ist allerallerlängstens elektronisch belegt. Seit Ende 2007 hat Booker Patrice “Patti The Posterer” Grad gemeinsam mit den Betreibern Yusuf Oksaz und Janni Finas dem Laden ein völlig neues Gesicht gegeben und ein Standing in der gesamten Republik aufgebaut. Zwischendurch hat man den einstigen roten Discotempel dem Programm entsprechend komplett schwarz gestrichen, das “DJ-Häuschen” abgerissen, so legendär und schön es auch war, nur eher ungünstig für die DJ-Publikum-Situation.

Die Zukunft kurz und knackig, bevor es im neuen Jahr ein größeres Thema wird: Nach dem Closing im Januar baut der jetzige und der zukünftig alleinige Besitzer Yusuf (siehe Romy S.-Statement dazu ganz unten), der auch das Mrs. Jones am Hans im Glück-Brunnen und das Dilayla in der Eberhardstraße betreibt, die Location  komplett um und will “frühestens Mitte Februar”, so seine Aussage, unter neuem Namen und mit neuem Programm eröffnen. Eines steht fest: Im neuen Spot gibt es keine elektronische Musik mehr.

Ausführliche Hommage folgt. Mit Feelings. Vielen Feelings. Mehr Infos auf FB und Auszug Pressetext unten.

So, jetzt aber alle: Auf mit Euch in die Romy! Denn: Die Gute wird 18 (yay, volljährig), außerdem wird es die letzte Romy-Party sein, bevor der Club schließt. Zum Abschied winken wir aber nicht nur einmal freundlich in die Runde, sondern verlassen die Club-Bühne mit einem dicken, fetten, lauten Knall – und zwar mit DJ Karotte, einem langjährigen Freund des Houses, unserem Lokalhelden Philipp Werner, und natürlich Euch!

Das erste Partyhighlight des Jahres? Ganz klar: Der 18. Geburtstag der Romy! Dieses Date wird zwar auch das Ende der Romy markieren, doch so ganz möchten wir daran noch nicht denken. Nicht, weil wir das Ende nach 18 fantastischen Jahren verdrängen wollen, aber wir möchten diese Nacht lieber zum Anlass nehmen, mit Euch nochmal kräftig auf den Putz zu hauen. Plärren können wir hinterher ja immer noch.

Zum denkwürdigen Doppel-Date aus Jubiläum und Closing haben wir uns jemanden eingeladen, der die elektronische Musik mit Leib und Seele lebt und liebt: Karotte! (…) Als Sahnehäubchen, das die Karotte-Experience in dieser Nacht verfeinern wird, legt unser heißgeliebter Lokalheld Philipp Werner auf, der mit seinen groovenden Sets in der Romy ebenfalls schon für viele, unvergessliche Momente gesorgt hat! Lasst uns diese Nacht noch einmal Vollgas geben – der letzte darf dann das Licht ausmachen!

Das Romy S. gilt ohne Zweifel als feste Institution im Stuttgarter Nachtleben – und das nicht nur aufgrund seines biblischen Alters! Nein, „die Romy“ ist einfach auch nie stehengeblieben, sondern hat sich stets weiterentwickelt. 2001 fiel der Startschuss, damals noch im rot-goldenen Look und mit HipHop- und Disco-Sounds. Ende 2007 holten sie sich den Booker Patrice Grad ins Boot, der mit seinem feinen Händchen für Acts schon Clubs wie das Wohlfahrt (später: Play) zum Erfolg führte, und Acts wie Lexy & K-Paul erstmals in den Kessel brachte.

Neue Romy-Mission: elektronische Tanzmusik! Das wurde anfangs belächelt, dann bestaunt, und seitdem gewürdigt – und zwar in der ganzen Republik! Hier legten nicht nur regelmäßig erstklassige Weltelite-DJs auf, auch die lokale DJ-Szene hat hier ihr kreatives Biotop. Ohne das grandiose Publikum und allen Supportern wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen – deshalb noch einmal ein lautes DANKE AN ALLE!

Update und mehr Infos via Instagram:

Liebe Freunde, Supporter und Wegbegleiter der Romy S., nach 22 Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit haben sich die beiden Romy S.-Macher Janni und Yusuf dazu entschieden, künftig getrennte Wege zu gehen.

Das hat zwangsläufig Auswirkungen auf einen ihrer größten Gastro-Erfolge – nämlich auf die Romy S.! Sie wird nach der Party zum 18. Geburtstag am 5. Januar 2019 die Pforten schließen. Das Kapitel Romy S. in Stuttgart wird also mit dem Erreichen der Volljährigkeit ein für alle Mal geschlossen, und wird auch nicht an anderer Stelle neu aufgelegt.

Die Location selbst wird von Yusuf alleine weitergeführt. Er wird die Räumlichkeiten nach dem Ende der Romy S. renovieren, und unter neuem Namen wiedereröffnen. Elektronische Musik wird dabei nicht Teil des neuen musikalischen Programms sein.

Diese Nachricht ist ein so trauriger wie passender Moment, um uns ganz herzlich für 18 Jahre Unterstützung zu bedanken – bei allen Gästen, Künstlern, Bar- und Türbelegschaften, Promotern, Pressevertretern und schlicht bei allen, die uns begleitet haben! Es war uns ein Fest!

Kolumne für re.flect: The ExOne Stream

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Kolumne fürs neue re.flect, eine Art Jahresrückblick, von Bali bis ExOne, von Ramen bis Influencer, von Buffalos bis Ballernciagas. 

(Tatütata!) 

Save the planet, Leute, werft noch einmal die Strohhalme durch den Club, weil danach werden sie abgeschafft, aber Inlandsflug München <–> Hamburg ist immer noch voll okay (drei mal Bali im Jahr und einmal Dubai sowieso), lasst euch da bitte nichts anderes von den zwei schwäbischen Bonos Hartmut Engler und RIN einreden, und, natürlich, die Christmas Garden Wilhelma Lichtschlacht lässt beim ENBW-Vorstand dreams liven und alle küssen sich gegenseitig die Augen.

(Ekstase pur: The ExOne)

Deswegen fordere ich jetzt: Mehr Parkplätze für Kreuzfahrtschiffe in der Innenstadt. Die bitte so bauen, dass die Buslinie X1, the one and only ExOne, Stuttgarts erfolgreichstes öffentliches Verkehrsmittel für genau einen einzigen Fahrgast, dem Busfahrer, noch durchkommt. Und jetzt herzlich willkommen beim Kessel.TV Jahresrückblick 2018, wir senden abwechselnd live aus einem Ramen-Suppenteller (ohne Fleisch) und aus einer dieser riesigen Brustbauchtaschen von Gucci, die zum Jahresende immer größer wurden. Eine G-Klasse hat ja schon jeder in dieser Stadt.

Brusttasche ftw: Am Gerber steht immer so eine total süsse junge Checkercrew herum, irgendwo zwischen Heroin und Berlin Fashionweek, mit Bluetooth-Box und im typischen 2018er Drogendealer-Look (riesige Brustasche, (wieder) breite, hochgekrempelte Hose, weiße Socken, Ugly Sneaker, du weißt schon), der dieses Jahr unisex ziemlich beliebt war. Die Gang wartet augenscheinlich auf ihren nächsten Einsatz in einem, nun ja, immer noch RIN-Video.

Alarm für Gerber 11, tatütata, macht das Martinshorn, wenn die Polizei und der uwebogen™ in die Breuninger-Parfümerie einfahren und sich Dior2001 gönnen. Oder Sneakersocken, fürs korrekte Flanking, gnihihi. Oder ein Pärchen Classics Buffalos, die es 20 Jahre nach ihrer ersten Influencerrunde tatsächlich zurück in unser Zeitalter der Hässlichkeit geschafft haben (vielleicht weil die Zeiten hässlich sind, raunt der Hobby-Zeitgeschehen-Analyst, der andere hält dagegen, ja, sind sie das denn wirklich?), weil sie natürlich the Blueprint of Ugly Sneaker sind.

Liebe Drogendealer-Nicht-Drogendealer, auch wenn das Taschengeld nicht für Ballernciagas von Kleiderkreisel reicht, Buffalos sind keine Lösung. Und ich verrate euch noch was: Ende der 90er ist man mit diesem Gummi-Dream, am schlimmsten war das Modell mit der offenen Verse, in keinen Laden mehr rein gekommen, weil das Kautschuk-Plateau ein absoluter Druffidorftrottel-Indikator war. Dazu noch aufgeschlitzte Hosen – ich denke, das kommt in seiner ganzen Trendwucht 2019 – und du hattest Stadtverbot. Für immer.

Bisschen dumm sein ist aber bekanntlich 2018 (sehr) lukrativ, siehe – immer noch – die unbändige Armee von Influencer(innen), von der man sich erhofft hat, dass die sich dieses Jahr von selbst erledigt. Vielleicht beim Battlefield of Products zocken, totally authentisch (alltime Top-Wort) hindrapiert.

Man hofft, den ganzen Marketingabteilungen bleibt endlich ihr Intense Repair Shampoo im Hals stecken, bei diesen ganzen Müllposts in den immergleichen Lightroom-Presets, bei denen sich Comments der verfickten Community meistens auf „Du Schönheit“, „siehst toll aus, Süße“ oder „Schatz! Du bist so zauberhaft“ eingleisen.

Daniel Wellington sieht das aber (bekanntlich) anders und schickt weiterhin jeder Kleinstadt-Streamerin mit 4G und „Du kannst alles schaffen“-Mentalität eine Uhr. Die Goldgräberstimmung auf Instagram hält weiter an. Einfachhalber schreiben die Produktgräber, aufgrund irgendeines Urteils im Mai, unter jeden Post Anzeige/Werbung (auch wenn man nur eine Privatperson markiert!!1!1!1!), und die 12jährigen Fans denken, wow, der/die hat die fetten Deals und ich will auch Influencer werden.

Währenddessen haben die Bitcoin Bandits ihre Minen längst verlassen, sind aber trotzdem natürlich immer noch Positive-Thinking Entrepreneure und schreiben jetzt Lebensratgeber („Umgib’ dich nur mit Leuten, die dir gut tun“). Oder arbeiten wieder auf der Filiale der KSK Pforzheim.

(Dream liven like BW-Bank. Mit einer aufblasbaren Palme z.B.) 

Der Stream bleibt unendlich und die Untergrenze der Banalität wird scheinbar nie erreicht. So filmselfed sich Ina Aogo, die Frau von VfB-Spieler Dennis Aogo, wie sie rückwärts ihre G-Klasse (natürlich) einparkt und dabei erwähnen muss, dass dies mit einer Hand doch recht schwer sei. Man könnte da viele Fragen nach den vielen falschen Ebenen stellen, es bleibt aber oft nur ein sprachloses: „Warum?“ Und warum befasst man sich eigentlich damit? Vielleicht ist das altbekannte Unfallsyndrom (man kann nicht wegschauen) der größte Fehler überhaupt.

Plan für 2019: Wieder Emails ausdrucken, in Ruhe durchlesen und abheften. Und mehr ExOne fahren. Ohne das WLAN zu benutzen. Bis zur nächsten Hitze, wenn dir dann das Internet wieder gute Tipps gibt. 10 Dinge, die du bei Hitze machen kannst: 1.) Ins Freibad gehen. Danke für die Info.

(Das ist eine Ampel. Verkehrt rum. Danke für die Info.) 

Fliegender Teppich

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Feinstaubszene Marrakesch

Leute, Hand aufs Herz. Wie mega ist denn 2019 bitteschön jetzt schon? Ein Jahr wie ein goldüberzogenes Tomahawk-Steak, von einem Typen mit Sonnenbrille serviert, der beim Fleisch schneiden twerkt. Gar nicht mal so ungeil.

Bei kessel.tv haben wir das Jahr deshalb gleich mal zünftig mit einer Redaktionssitzung bei Thorsten gekickofft. (Oder heißt das offgekickt?) Thorsten hat jetzt einen virtuellen Assistenten. So eine Art Halil Altintop für daheim.

Und natürlich mussten die beiden MIT-Absolventen Elbe und Geige die künstliche Intelligenz sofort in streng wissenschaftlichen Versuchen unter Laborbedingungen testen:

“Alexa, spiel SWR 1…”

“I’m walking on sunshine, yeahea…”

“Alexa. Willst du bumsen…”

“And don’t it feel good…”

Komm Alexa, schreibe einen Blogbeitrag, der durch die Decke geht wie ein Royal-Artikel bei der Stuttgarter Zeitung. Alexa? ALEXA??? Meghan? Anyone?

Siri – sag den Bitches, sie sollen sich verpissen. Alles muss man selber machen. Aber zum Glück schreibt das Leben ja die besten Geschichten und nicht Jeff Bezos.

Die Geschichte vom fliegenden Teppich zum Beispiel. Sie beginnt Anfang Dezember in Marrakesch. Sehr sehr schön ist es da. Und sehr rudimentär und es gibt weder Spielerfrauen noch sonstigen Plastikmüll wie in Dubai – dafür aber viel Esel und Medina und Suk. Und man könnte einen ganzen Reiseblog vollschreiben, wie faszinierend Stadt und Land sind, wenn man denn einen Reiseblog hätte.

Und was kauft man in Marokko? Außer Datteln und – wenn man Frank Ribéry heißt – minderjährige Liebe? Richtig. Einen Teppich. Berber Chic Baby. Wenn dein Transportmittel aber Ryan Air heißt und deine Buchungsklasse “Handgepäck only”, dann bekommst du den Teppich theoretisch halt nicht heim.

Nur gut, wenn der freundliche Teppichhändler dir dann “Shipping to Europe – no problem” anbietet. Inshala. Meine neue Lieblings-Lebenseinstellung: Wenn Gott Bock hat.

Dann bekommst du zum Beispiel deinen Teppich nach Hause geliefert. Und zur Sicherheit bekommst du eine handgeschriebene Quittung. Auf Arabisch. Die du selber unterschreibst, nicht der Verkäufer. Der Deutschen Verbraucherzentrale gefällt das. Und weil man in Marokko vieles kennt, aber Paketverfolgung halt nicht, gibts statt einer Trackingnummer einen Händedruck.

Und drei Wochen später klingelt dann das Telefon und jemand spricht französisch am anderen Ende. Das ist der Moment, wo sich Frau Goes vom Königin-Charlotte-Gymnasium irgendwo umdreht – im Zweifelsfall im Grab – weil sie dich stammeln hört: “Aujourd hui? Vous etes ou?” (Sorry, ne pas Bock, hier Accents auf der Tastatur zu suchen, muss man sich bitte dazudenken). Und weil wir “Liefern Sie eigentlich bis Bordsteinkante?” nie in Franz durchgenommen haben, sage und denke ich halt Inshala. Wird schon travers gehen.

60 Minuten später stehen zwei superfreundliche Menschen vor der Tür. Vor drei Wochen seien sie in Marokko losgefahren. Nein, in Degerloch waren sie noch nie. Und den Minztee müssen sie leider ausschlagen, weil noch viele Menschen auf viel Berber-Chic warten.

Aber sie freuen sich von Herzen, dass ich mich so freue. Darüber, dass der Teppich tatsächlich da ist. Aber vielmehr darüber, dass die beiden da sind. Und selber gefahren sind. Wenn man sich mal überlegt, wo die in den letzten drei Wochen überall waren und was die alles gesehen haben.

Und ich denk mir: Paketverfolgung ist echt was für Pauschaltouristen. Das hier ist Abenteuer. Das Rucksackreisen unter den Einkäufen. “Komm Alexa – bestell mir eine Palette Arganöl”.

Haus der Musik im Fruchtkasten am Schillerplatz

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Breaking News: Wir haben eine neue Gastautorin. Boomin Granny aka Britta, unserer Leserin der ersten Stunde, beste Twitterin, “halbagressive Tastaturheldin” und schwer engagierte Bürgerin dieser Stadt, die eigentlich nur neidisch auf eure G-Klasse ist, engagiert sich bei uns ein Level intensiver.

Ihr erster Walk: Haus der Musik am Fruchtkasten, Untertitel “Sammlung historischer Musikinstrumente”. Yes, auch sowas gibt es in Stuttgart. Pack die Blockflöte und das Keyboard aus und better listen to Britta.

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Was tun an einem nasskalten Januartag in Stuttgart? Vermutlich ist dieser Tip für Eltern mit Kindern keiner, aber ich bin zum ersten Mal dort: Im „Haus der Musik“, dem Musikinstrumente Museum der Landesmuseen Württemberg im Fruchtkasten am Schillerplatz.

Der Eintritt ist frei, direkt hinter der Eingangstür lauert bereits die erste Aufsichtsperson. Jacken und Rucksäcke bitte an die Garderobe bzw. Schließfächer übergeben! Allerdings stapeln sich davor die besagten Eltern, Kinder, Schneeanzüge, Winterstiefel, Tupper mit Apfelschnitz und Dinkelkekse. Die sind um drei Uhr nachmittags schon wieder auf dem Heimweg, ich bin einfach nur mal wieder spät dran.

Doppelflügel von Pleyel, Wolff & Cie. (1898) feat. Smartphone (2019)

Aber kein Stress! Aus dem Saal im Erdgeschoss klingt beruhigend versiertes Klavierspiel durchs ganze Haus. Leider habe ich es versäumt, die junge Frau am Doppelflügel zu fragen, wer sie ist. Ich kann also nur vermuten, dass sie Studentin der Musikhochschule ist und für die „Musikpause“ immer am Freitagmittag übt (Eintritt 3€). Bei der eigentlichen Aufführung liegt ihr Smartphone dann wahrscheinlich eher nicht oben auf dem Doppelflügel von 1898. Ein netter Kontrast zu dem historischen Instrument: Tasten ohne jegliche Speicherplätze sind ja wirklich aus der Mode gekommen.

Instagram-Architektur-Motiv im Treppenhaus.

Im 1. Stock ist die Ausstellung „Unerhört – Musikinstrumente einmal anders“ mit einigen Kuriositäten. Die Erklärungen zu den Exponaten sind auf kleine Klemmbretter zum Ausleihen geklemmt, was mich sehr freut, denn ich liebe Klemmbretter. Sie verleihen auf magische Weise sofort eine gewisse Autorität – weil eigentlich nur noch Bestimmer oder der WKD sie benutzen.

Zu sehen gibt es hier „ungewöhnliche Instrumente und Klangkörpern jenseits der traditionellen Orchesterbesetzung“. Zum Beispiel das „Phonola“, ein automatisches Klavier mit „Notenrollen“ für den Privathaushalt – also endlich mit Speichermedium, wenn auch etwas unhandlicher als ein Spotify-Abo. Eine Tanzmeistergeige und ein portables Harmonium – quasi die Bluetooth-Boxen des 17. und 18. Jahrhunderts.

Im nächsten Raum kommen dann meine Highlights: Ein „Mellotron“, das unter anderem in „Space Oddity“ von David Bowie zu hören ist.

Mittels eines Spiegels kann man von hinten in einen offenen Leslie-Verstärker spicken. So ein Sound-Wunderwerk sieht man nur noch selten live auf der Bühne (was sicher an den waschmaschinenartigen Dimensionen liegt).

Derweil erkundigt sich ein Junge im Grundschulalter bei Oma und Opa, ob er auf der Hammond-Orgel spielen darf, die neben dem Verstärkermonstrum steht. Der Opa entscheidet sich zögerlich für „Nein“. Schade eigentlich.

Auch auf der Dr. Böhm-Orgel darf man nicht spielen. Allerdings durfte das ja in den 70ern jeder zuhause. Disco-Fox live auf dem schrägen Teil für jedermann.

Heimorgel, gekonnt schräg von mir fotografiert!

„20 Super Orgel-Hits“ mit elektronischer Verfremdung und Rhythmus aus dem Böhmat!

Wahrscheinlich hatte auch Deutschlands berühmtester Orgelspieler so ein Wunderwerk und spielt es noch! Thomas Anders, jetzt ohne Nora-Kettchen und Ballonseide-Jogger, kommt demnächst in die Stadt. „ Ewig mit euch“ – Versprechen oder Fluch? Sein Auftritt in der Liederhalle wird jedenfalls nicht in den euphorischen „2019 Konzertvorschau“-Zeitungsartikeln erwähnt.

Dabei macht Bob Dylan auf seiner „Never Ending Tour“ auch nichts anderes als in die Tasten zu hauen und beflissentlich die alten Hits gar nicht oder wenn nur ganz zum Schluss zu spielen (Ohne Gitarre. Ohne Mundharmonika. Das habe ich 2015 in Tübingen selbst für euch getestet). Okay, für „You‘re my heart, you‘re my soul“ wird es keinen Literatur-Nobelpreis mehr geben, aber so ganz gerecht ist das wirklich nicht.

Foto nicht aus dem Museum sondern von einer zielgruppengerechten Litfaßsäule.

Jetzt hätte ich zu gern noch im „Kuriosen Klanglabor“ im Dachgeschoss auf dem Theremin gespielt. „Es ist das einzige verbreitete Musikinstrument, das berührungslos gespielt wird und dabei direkt Töne erzeugt.“ Aber der Aufsichtsmann hat das Instrument ausgesteckt. Große Enttäuschung meinerseits, große Erleichterung seinerseits, denn es macht bestimmt mehr Lärm, als alle anderen coolen Krachmacher in diesem Raum zusammen!

Ich scheitere grandios an der singenden Säge, nehme mir aber vor, regelmäßig zum Üben her zu kommen. (An dieser Stelle viele Grüße an meinen Ex-Klavierlehrer Udo, Fruchtkasten-Fan und derjenige, der am besten weiß, dass mir dafür das nötige Durchhaltevermögen fehlt.)

Um 17:00 Uhr schließt das Haus der Musik, die Mitarbeiter weisen entschlossen darauf hin. Ein kurzer neugieriger Blick ins Gästebuch verrät, dass Besucher von weiter her jegliche Erklärung auf Englisch vermissen. Als Touristin auf Zeitreise durch die Musikgeschichte in der eigenen Stadt ist mir das gar nicht aufgefallen. Weltmetropole Stuttgart eben! Enjoy!

Haus der Musik – Sammlung historischer Musikinstrumente
Am Fruchtkasten / Schillerplatz
Geöffnet Di bis So, 10 bis 17 Uhr. Mo geschlossen, außer an Feiertagen

Web


Gut durchtrainiert: Turngala 2019

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Barren mit Trampolin kombiniert. Für manche the worst of both worlds. Für die Zuschauer ein top Spektakel

TurnGala was in town. Und Deutschlands größter Barren-Blog war natürlich da. Wie schon 2018, wo das Ganze eine überraschend gute Veranstaltung war mit überraschend wenig Turndingen und dafür mit der Betonung auf Gala und Show und Unterhaltung. So auch 2019.

Die Besucher in der ausverkauften Porsche-Arena erwartete viel Oberkörper frei Baby und viel Bauchmuskeln, wo andere eine Eastpack-Tasche haben. Den Trailer gibts hier und nächstes Jahr geht Ihr da mal alle hin – weil beim Weltweihnachtszirkus ward Ihr ja schließlich auch.

Ex-OB-Kandidat Sebastian Turner still kickin ass. Kessel.tv grüßt den Deutschen Turnerbund.

Gut unterhalten wurde man dieses Jahr schon im Foyer des “Hallen-Duos Schleyerhalle/Porsche-Arena” (O-Ton Hallendurchsage). High Five mit Turni, dem Turnerbund-Maskottchen, das ein bisschen aussieht, als wäre es beim Trampolinspringen ohne Matte auf dem Hasengesicht gelandet.

Und High Five auch mit dem Promoteam der Sprungbude. Danke für mich bitte keinen Stoffbeutel mit Werbeaufdruck. Aber das da hinten interessiert mich: der TVB Zuffenhausen präsentiert die Trendsportart ‘Zahnputzbechering’

The next big thing? Trendsport bechern.

Sie nennen es dort Sport Stacking – und für mich, der schon mit dem Begriff e-Sports seine Schwierigkeiten hat, ist das keine einfache Situation: in meinem Verständnis ist das kein Sport, wenn man in einem vollgefurzten Dachzimmer daddelt anstatt vor die Tür zu gehen und sich dort bewegt. Andererseits bin ich aber auch Generation Turnvater Jahn.

Ach Gott ach Gott ach Gott. Wo soll das nur alles hinführen? Wenn Becherstapeln als Sport durchgeht und sich Sport Stacking nennen darf, dann werden demnächst vielleicht ja auch Bingewatching, Instagramming und Blogging olympisch, denke ich mir, als mich eine freundliche Dame vom TVB-Promostand anspricht: “Auch mal probieren?”

Wer kessel.tv kennt, weiß, dass wir alles probieren, was man uns hinhält: ob Ramen oder Helene Fischer. Und dass wir hinterher immer zugeben müssen: gar nicht mal so doof. Weder Helene noch Stacking noch ich. Tatsächlich klappt das nach einer kurzen Einführung schon beim ersten Versuch ganz schön gut. Natural born stacker.

Team Condessa

Nicht so gut wie hier natürlich. Denn die junge Dame ist amtierende Weltmeisterin in ihrer Altersklasse. Im Sport Stacking. Man möchte sie gerne im Assesement-Center-Style fragen, wo sie sich in 5 Jahren sieht – und dann die Antwort hören: “Im Condessa.” Da könnten sie diese Art von Motorik und Geschwindigkeit ganz gut zur Prozessoptimierung gebrauchen.


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