Jetzt geschreddert und bald in der Staatsgalerie: Banksys “Love is in the Bin”
Bäm, this is a real Paukenschlag: Ab 07.03.2019 kann man Banksys ikonenhaftes Kunstwerk “Love is in the Bin” aka The Schredder-Bild (ehemaliger Titel “Girl with Balloon”) in der Staatsgalerie bewundern – und zwar dauerhaft.
Das durch die Schredder-A(u)ktion im vergangenen Oktober noch berühmter gewordene Werk befindet sich bereits ab 5. Februar in Baden-Württemberg und ist ein Monat lang im Burda-Museum in Baden-Baden zu sehen.
Danach fliegt das bis zum Kopf zerstörte Ballonmädchen, sorry, Ballons fahren und fliegen nicht (!), nach Stuttgart in die Staatsgalerie, verbleibt dort als Dauerleihgabe (!) und muss sich “gegenüber Schlüsselwerken der Kunstgeschichte von Rembrandt bis Duchamp und von Holbein bis Picasso” behaupten, so die Staatsgalerie.
Um diesem Coup eine banksyeske Aura zu verleihen, muss man das Bild in der Staatsgalerie suchen – der Love-Balloon wird an wechselnden Orten in der Sammlung präsentiert. Mehr Infos in der PM der Staatsgalerie.
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WAS BLEIBT VOM KUNSTMARKT-HYPE Ab 7. März 2019 ist Banksys »Love is in the Bin« im Sammlungskontext der Staatsgalerie Stuttgart zu sehen.
Die Staatsgalerie Stuttgart wird ab 7.3.2019 das zur neuen Ikone erklärte Bild »Love is in the Bin« von Banksy als Dauerleihgabe in ihre Sammlung integrieren und damit seine kunsthistorische Bedeutung diskutieren. Davor wird es vom 5.2. bis 3.3.2019 im Museum Frieder Burda im Kontext neu entbrannter Diskussion um den Kunstmarkt und dessen Strategien zu sehen sein.
Mit seinen Aktionen steht der wohl 1974 geborene Street Art-Künstler Banksy derzeit stärker in der Öffentlichkeit als kaum ein anderer Künstler. Dennoch gelingt es ihm, seine Identität im Verborgenen zu halten und viele Fragen unbeantwortet zu lassen. Die Selbstzerstörung seines »Ballonmädchens« während einer Auktion im vergangenen Oktober markiert den derzeitigen Höhepunkt seiner Aktivitäten und gibt Anlass zu Diskussionen.
Von einer anonymen europäischen Sammlerin ersteigert, wird das Werk zunächst im Museum Frieder Burda, Baden-Baden, für vier Wochen präsentiert werden. Die Staatsgalerie Stuttgart wird ab 7.3.2019 das Werk langfristig öffentlich zeigen, um es im musealen Kontext zu diskutieren. Es wird sich als Dauerleihgabe behaupten müssen gegenüber Schlüsselwerken der Kunstgeschichte von Rembrandt bis Duchamp und von Holbein bis Picasso.
Die Staatsgalerie Stuttgart zählt mit ihrem reichen Bestand an Meisterwerken vom 14. Jahrhundert bis in die Gegenwart zu den bedeutendsten Museen Deutschlands. Ihre Präsentation des Werks stellt dem schnelllebigen Kunstmarkt mit seinem Hype um Banksy grundlegende Fragen, um dessen kunsthistorische Bedeutung zu überprüfen. Gelingt Banksy die museale Kanonisierung?
Direktorin Christiane Lange: „Wir schätzen die noble Geste der Sammlerin, das Werk in eine öffentliche Sammlung zu geben. Da wir jeden Mittwoch freien Eintritt haben, ermöglichen wir den Zugang für alle, die Banksy in unserem Museum entdecken möchten. Wir sehen uns in der Pflicht, aktuelle Fragestellungen im Kontext musealer Präsentationen zu diskutieren, so wie es in der aktuellen Ausstellung zu Marcel Duchamp geschieht.”
Suche nach Banksy! Finden Sie das Werk in der Sammlung?
Das künstlerische Werk Banksys verortet sich im Kontext des Verborgenen. Seine Identität ist bis heute ungeklärt wie auch der Entstehungsprozess seiner Werke. Selbst die Identität seiner Sammler weltweit bleibt geheimnisvoll.
Auch die Besucherinnen und Besucher können sich auf die Suche nach Banksy begeben. Die Staatsgalerie wird das »Ballonmädchen« an wechselnden Orten in der Sammlung präsentieren. Kommen sie Banksy im Museum auf die Schliche?
Konsequenterweise müsste man in diesen schnelldrehenden Zeiten jede Woche eine Art Recap machen – eine Kurzzusammenfassung, wie geil oder ungeil die abgelaufene Woche war. Spoiler: die KW 4 war schon wieder super – und wenn wir alle brav unsere Bowls aufgegessen haben, wird es die KW 5 wahrscheinlich auch.
Ein Highlight war dabei der Kommentar eines Internet-Nutzers, der unter ein Knutsch-Foto von Sophia Tomalla und Loris Karius schrieb: “Die hat auch schon mehr Eicheln gesehen als ein Förster mit 20 Jahren Berufserfahrung.” Kann man alles mal so stehen lassen.
Apropos Förster und stehen lassen: Grüsse gehen raus an den Mitarbeiter von Gravis am Technik-Schalter in der Lautenschlagerstrasse, der meine Frage, wie man ein neues MacBook mit einem älteren Monitor verbindet, mit “gar nicht” beantwortet hat.
Doof, denn ich mag mein in die Jahre gekommenes Display sehr. Farben gut, Optik gut, Größe optimal. Mir reichen die 24″ vollkommen. Schließlich will ich arbeiten, nicht angeben.
Ich verstehe ohnehin die Menschen nicht ganz, die sich einen XXXL-Flatscreen zuhause an die Wand hängen, um dann darauf mittelmäßiges Fernsehen zu gucken. Castingshows zum Beispiel werden ja nicht besser, wenn sie größer sind.
Der Fachverkäufer hatte für mein Anliegen jedenfalls nur eine Lösung. Und die sollte 599€ kosten und von LG sein. Dafür wäre der neue Monitor aber auch in der Lage gewesen, SDR-Inhalte in HDR-Qualität wiederzugeben.
Weil ich mich aber eigentlich zu 90% nur mit KTV-Inhalten in OK-Qualität beschäftige, bin ich in die Tiefen der Tutorials getaucht, um zu schauen, ob es nicht doch noch einen anderen Weg gibt.
Dieser Weg hat mich nun einige Lebenszeit mit ein paar Techniknerds mit Hautunreinheiten und 14,95€ gekostet. Ein relativ schlichter Adapter, den es laut Gravis gar nicht geben kann – und dem man seine Rocket Science nicht ansieht. Und er funktioniert 1a.
Von den gesparten 584,05 € könnte man sich jetzt eine Menge weißen Schokoladenlikör mit schwarzem Kaffee aus Irland kaufen – und hätte immer noch was übrig für ein paar Peperoni und eine TV Today. Wie der Mann an der Kasse hinter mir neulich, dessen Einkäufe wie ein Signature Move sagten: das wird wahrscheinlich ein ziemlich geiler Samstagabend.
Und wenn die TV Today ihn gut berät, kommt vielleicht sogar Sophia Tomalla darin vor.
Ice, Ice, Ice, Eis, Eis, Eis, Ramen, Ramen, Ramen, Döner, Döner, Döner. Eine gute Gastro-Historie hat diese Location, könnte man direkt einen Migos-Song draus bauen oder ins Gesicht tätowieren. Dass es mal ein Ramen-Restaurant war, bevor Ramen Hype wurde!!!11!!1!!, zeugt nur noch die Fußmatte am Eingang. Von dem daraufolgenden Döner-Laden sieht man nichts mehr, man hätte während dem Umbau “das Fleisch von den Wänden gekratzt”.
Jetzt also Bar. Mit allem drum und Alk und ohne Essen. Powered by Wurst & Fleisch-Umfeld ft. Artist Daniel Geiger, der schon bei der Bar-Club-Triologie WuF-Speakeasy-Super Popular Sanchez dabei war, eröffnet an diesem Wochenende das Ice Café Adria in der Eberhardstraße 5, gelegen an diesem Pflastergeschwür in Richtung Rathaus-Haltestelle, direkt beim (neuen) Super Juju.
Eis gibt es im Ice Cafe Adria nur in den Drinks, die man sich auch als Flasche aus zwei Automaten ziehen kann, Kaffee kommt evt. noch dazu, ansonsten basiert der Name, wie schon beim WuF, auf folgender Legende: Man hat ein Schild gefunden. Nämlich das in S-West, Schlossstraße:
Das hätte ich auch gerettet. Die Anbringung an die neue Bar sei wohl noch ein Act, meinte Daniel, der von dem Original-Logo unzählige Varianten entworfen hat (und das Original graphisch inklusive den Rissen nachgebaut hat), “die alle bald rausgehauen werden”.
Design-Graphik-schaffenswütig war er schon immer, nicht nur bei der berühmten wöchentlichen WuF-Tafel. Das Ice Cafe Adria trägt seine Gestaltungshandschrift, nachdem er und Crew auf den drei Ebenen erst Wände entfernte und ein, zwei Tonnen Beton rausgehauen haben. Viel Work sei es gewesen, die Location nach ihren Vorstellungen einer Bar umzuwandeln.
In der man auch tanzen soll, darf, muss, je nachdem und wir-wissen-noch-nicht-was-passieren-wird-Mentalität ist das Adria-Feeling aktuell. Das schlägt sich auf das Musikprogramm nieder. Das ist ohne Linie, was wiederum die Linie ist. Die Loveit-Crew hat einen Abend, es gibt Rap, Dubstep und alles was halt bassiert, viele engagierte junge DJs und Crews sind dabei, sowie alte WuF-Ikonen. Gut.
“Ich hätte jetzt trotzdem Bock auf eine Ramen-Suppe.” “Dann hol dir doch eine für 14,50 Euro da vorne.” Sticker kommen soon und alles Gute.
Ice Café Adria Eberhardstraße 5/Schwabenzentrum Opening Weekend 01. & 02. Februar 2018 -> FB-VA Öffnungszeiten (vorerst) Do – Sa 20:00 bis 03:00 Uhr FB-Seite Tumblr
“… jedem Abschied wohnt bekanntlich ein Neubeginn inne. Doch fürs Erste sind wir raus …” Mit diesen Sätzen haben wir uns vor ein paar Monaten von euch verabschiedet. Aber ein Teil von uns ist mit was Neuem zurück und zwar: Das neue Baby heißt Test – 1.Stock. Der (Facebook-)Name sagt schon alles: Wir übernehmen den 1. Stock und “testen bisschen rum”.
Und schon biste Gastronom, so schnell kann es gehen in Stuttgart, the Land of #PersonalGesucht. Der 1. Stock war in den letzten Monat out of Betrieb, die 0711Media Productions Crew rund um Saeed Kakavand bekam davon Wind, zeigten Interesse und schon biste… ja eben.
Der Zusatz “Test” soll ab sofort darauf hinweisen, dass man in allen Bereichen tatsächlich “testet”, angefangen von den Räumlichkeiten, die sich in den nächsten Monaten permanent immer wieder leicht verändern sollen (neue Anlage hängt schon drin), über das gastronomische Angebot und das Artwork und Design bis hin zum Musikprogramm. Man möchte vieles ausprobieren und viele (junge) Leute aus verschiedenen kulturellen Bereichen einbeziehen, erläutert Saeed. Also file under #mandarfgespanntsein.
Diese “Testphase” soll bis Sommer andauern und in dieser Zeit hat der Test-Stock nur samstags geöffnet. Die neue Ära läutet am kommenden Samstag, 2. Februar Yaw aka Baus ein, es folgen im Februar noch Dr. Cancer, Delinquent Network und eine Crew von der Kunstaka. Musikalisch sei man prinzipell genrefrei und möchte Newcomern eine Plattform geben. This is a Test und man muss auch mal was ausprobieren. Viel Erfolg.
Test – 1. Stock Steinstraße 13 jeden Samstag ab 21 Uhr FB-Seite
Unsere neue Gastautorin Britta aka BoominGranny war im neuesten Fast Food Hype-Laden und hat einen rausgefoodblogged. Spoiler: War geil und sie geht wieder. Auch ohne Fleisch.
Ich sag ja immer: „Es ist nicht alles schlecht, was aus Tübingen kommt. Außer es hat einen Dienstausweis.“
Im vorliegenden Fall könnte sich meine Weisheit auch deshalb bestätigen, weil die Erfinder der Dönerbude 2.0 gar nicht aus Tübingen (dort wurde nur die erste Filiale eröffnet), sondern aus Karlsruhe kommen. Das ist in Stuttgart eigentlich ein geschäftsschädigendes Ausschlusskriterium, aber in diesem Fall wohl allen egal.
Denn alle gehen seit Anfang Januar zur Neuen Dönastie. Alle wollen nur noch den neuen Döner, nicht mehr den alten. Ich believe auch dem Hype und mache mich auf den Weg in die Kronenstraße: Home of the famous City Rewe (einziger Ort, an dem sich Stuttgart wirklich wie Berlin anfühlt) und des gläsernen Big FM Studio (sitzt da eigentlich auch mal jemand drin und moderiert? Gibt’s überhaupt noch Radio?!).
Unfreiwillig gebe ich mir beim meinem Besuch die maximale Menge an hungrigen Kunden und betrete den Laden um 12:30 Uhr. Offensichtlich ist genau jetzt Mittagspause an der Uni!
Da ich aus der Nähe von Freiburg komme und das auch nach etlichen Jahren in der Landeshauptstadt noch Spuren hinterlässt, sehen vor meinem geistigen Auge Studierende bis heute so aus: Wursthaare, Strickpulli, Cordhose, keine Schuhe. Und eigentlich kaufen sie auch kein Essen, sondern nehmen sich, was übrig ist (Alter Hut von 2016: Die Bänderer in der Uni Mensa in Freiburg.)
In Stuttgart sehen die lernenden jungen Menschen aber eher aus wie mittelalte Bankangestellte: Teure schwarze Jacken, teure Halbschuhe, teure Telefone. Man unterhält sich über Fernreisen und Steuerberater.
Und nicht nur die Kundschaft ist weit entfernt von den üblichen Klischees. Auch die Inneneinrichtung hat hier nichts zu tun mit der stadtweiten, alles vernichtenden Dönerkette mit B am Anfang, wo schon mal das Fleisch über den Rotebühlplatz gerollt wird: Es dominiert dezentes Grau statt Grellgrün. Auf Stehtischen gibt’s Vapiano-Style-Kräutertöpfchen und meinen absoluten Liebling: Ungefärbte Recycling-Servietten. Dafür gibt es fünf Sterne und fünf Herzle und volle Punktzahl, denn in meinem Öko-Universum gibt es nur wenige Dinge, die dümmer sind als Wegwerf-Papier aus frischen Bäumen.
Zurück zum Essen. Bestellt wird entweder per App, an zwei Displays im Laden oder an der Kasse (vorne rechts, einfach an der Schlange vorbei gehen!). An den Displays kann man sich sein Gericht bis ins kleinste Detail konfigurieren, in der App bestimmt auch. Vielleicht mache ich das irgendwann mal, aber jetzt muss es halt schnell gehen und außerdem bin ich ja zum ersten Mal da.
Mein altmodisches Bargeld muss ich in einen vollautomatischen Schlitz stecken und bekomme mein Rückgeld ausgeworfen, denn Systemgastronomie ist nun mal mit System(en). Wie lange es dauern wird, bis ich die neue Döner-Experience in Händen halte, kann ich sofort sehen: Über der Theke hängt ein Bildschirm, auf dem die Zeit bis zur Fertigstellung des Gerichts auf die Minute genau angezeigt wird. So stelle ich mir das bei Daimler und Porsche in der Montagehalle auch vor. Henry Ford gefällt das!
Keine Sorge, es steht nicht drauf, ob ihr euch ungesunden Nur-Fleisch-Döner mit Weizenbrot bestellt habt oder ausschließlich das neue Trendsuperfood mit Mehrkorn, sondern nur eine Nummer. Die hätte ich auf dem Zettel wahrscheinlich gar nicht gefunden, aber die nette junge Frau an der Kasse, hat sie mir vorsorglich gezeigt. Danke!
12 Minuten bis „Der kichernde Grieche“ fertig ist. Ich starre auf den Bildschirm, die anderen Gäste machen derweil Instastories oder verlassen den Laden wieder, weil ihnen die Wartezeit zu lang ist. Das macht aber nix, denn es ist auch so schon bumsvoll. Meine Zahl klettert kontinuierlich nach oben. Nur noch 5 Minuten, nur noch 3. Ten, nine, ignition sequence starts: P91 ist “zur Abholung bereit”. Yeah!
Ich bekomme ein großes, warmes, duftendes Päckchen über die Theke gereicht, der Jungdönerkoch macht ein Häkchen auf seinem Display und jetzt kommt das Tollste: Es hat mir wirklich sehr gut geschmeckt. Reichlich vegetarisches Zeug auf dem großen Weckle von meinem eh schon immer Lieblings-Bäcker aus der Region. Echt lecker. Ich gehe bestimmt mal wieder hin.
Ob das Fleisch gut ist und ob das von einem Spieß kommt (hab wirklich nicht drauf geachtet), müsst ihr selbst rausfinden, denn ich esse keines. Öko eben. Guten Appetit!
Süddeutschlands größter Beauty Jungle Mädelsflohmarkt stand erst auf dem Plakat – und kurz darauf dann fett im kessel.tv Event-Kalender. Live in der Liederhalle.
„Triff die populärsten Blogger & Influencer“ hieß es auf dem Plakat weiter. Und ja, zuerst dachte ich, die meinen uns. Taten sie aber nicht, weshalb ich mich mit einer freundlichen Mail an die ‚Leitung Beauty Jungle Büro Göppingen‘, die laut Interweb unter anderem für Mädelsflohmarkt & Hochzeitsbasar & Schnulleralarm zuständig sind, selber eingeladen habe.
Die Aussicht auf „Du kannst vor Ort die Styles deiner Lieblings-Blogger kaufen und Sie persönlich…“(sic) und „…du darfst bummeln, einkaufen, trödeln, verhandeln, anprobieren und dich einfach glücklich shoppen“ klang aber auch wirklich zu geil.
Die Frage war nur, ob Mädels oder Mädchen kommen würden? Denn das ist schon ein kleiner aber feiner Unterschied: Mädchen sind echte halbe Erwachsene. Zwischen sagen wir mal 12 und 18. Meistens ganz unscheinbare, hochzerbrechliche Wesen, denen man eigentlich nur wünscht, dass sie sicher nach Hause kommen, möglichst wenig Liebeskummer erfahren müssen und dass sich ihr Musikgeschmack noch ändert.
Mädels sind so ein bisschen das Gegenteil von Mädchen. Wie in dem Beispiel einer Internet-Bekannten, die neulich mit anderen Damen nach Hamburg gereist ist. Zu König der Löwen, zur Elbphilharmonie oder zum Schlager-Move. Wahrscheinlich in der Reihenfolge.
Diese Damen, die dem Mädchenalter und dem Mädchenkörper längst entwachsen sind, nannten ihren Ausflug zärtlich #schneckenwochenende. Sie hätten es genauso gut #mutterfahrt oder eben #mädelsausflug nennen können. Denn merke: Mädchen sind Mädchen. Und Mädels sind Frauen, die in Rudeln auftreten.
Am Eingang zur Liederhalle holt mich ein hyperfreundlicher Mitarbeiter ab. Er nimmt mich in den Arm, als kennen wir uns von einem anderen Mädelsflohmarkt. Welcome to the jungle. Dann drückt er mir eine Dose Cranberry Energydrink in die Hand und adelt mich mit einem Presseausweis an pinkfarbenem Lanyard.
Kurz lässt er mich an der Erfolgsgeschichte schnuppern: man habe 160 Tische, 300 Aussteller und insgesamt drei Millionen Follower. Das gab‘s deutschlandweit noch nie, sagt er. Gut, Mädchen, die gebrauchte Klamotten verkaufen – das gab‘s glaub schon mal. Aber vielleicht meint er auch die Reichweite.
Die kommt nicht von ungefähr, sondern von hinter der Säule: „Das da hinten hinter der Säule, sind alles die Blogger“,erklärt er stolz. „Und auch das da, alles was magenta ist, sind die Blogger“.
Influencerinnen, die im Vorfeld schon vollmundig und -lippig als „confirmed artist“ angekündigt wurden. Ich überlege mir, ob er weiß, dass man hinter dem Begriff „confirmed artist“ eher Dave Grohl oder Tom Yorke erwartet. Aber ich habe das Gefühl – das hier ist für ihn sein ganz persönliches Lollapalooza.
Schon in der Promophase der Veranstaltung waren dazu auf Instagram junge Frauen zu sehen, die irgendjemand versehentlich an der Agip auf 6 ATÜ aufgepumpt hat. „Erstaunlich! Halb Mensch, halb Lippe“ kommentierte Thorsten hochachtungsvoll.
Im Foyer der Liederhalle ein Shisha-Stand und eine Epilier-Promotion. Ab da dann ganz normale Flohmarkt-Feelings. Ich hab mir das alles viel hysterischer und auch ein bisschen spektakulärer vorgestellt. Verkauft wird alles – von der Feel Good Lektüre bis zum Brautkleid.
In einer Ecke der Liederhalle fängt es an, nach Schweiß zu riechen. Umkleiden ist eben auch Sport. Mädchen sind auch nur Menschen. Und kein Rexona ist auch keine Lösung.
Weil ich mich wie im richtigen Leben nicht traue, Mädchen anzusprechen, folge und lausche ich einfach einem jungen Youtuber. Der hat einen eigenen Kameramann dabei und stellt einem Girl journalistisch investigative Fragen:
Er: Wie würdest du deinen Stil bezeichnen? Sie: Grundsätzlich eher viel mit Blümchen. Ich: Gib das mal ins Suchfenster von Zalando ein!
Dann folge ich ihm in den Magenta-Bereich und auch seinem Beispiel, jungen Damen schlaue Fragen zu stellen:
Ich: Bist du jetzt Blogger oder Influencer? Sie: Influencer. Ich: Mit wieviel Followern? Sie: 190.000. Ich: Stark. Sie: Ja normal. Erst, wenn die zwei davor steht, ist es gut.
Ha! Das denkt man sich beim VfB wahrscheinlich gerade auch.
Dann kommen zwei Zwölfjährige und wollen ein Fan-Foto von und mit meiner Gesprächspartnerin @fablable.
Um das zu verstehen, muss man ihr vielleicht folgen: Auf Instagram hat die Influencerin für uns Normalsterbliche allerlei Weisheiten auf Dalai Lama-Niveau wie „Don‘t think just do“ und „Act normal“ aber auch „I can and I will, watch me“.
Sie ist relativ häufig mit Snapchat-Hundeohren und -Nase zu sehen und genauso oft mit Aufblas-Flamingo in einem von Urlaubsguru gesponserten Pool. Swipe up. Und save 20% mit dem Code „hallihallohallöchen“.
Unter eines ihrer Instagram Fotos, auf dem sie in Dubai (!) neben einer hochgebockten XXXL G-Klasse posiert, hat die Nobelpreisträgerin Ina Aogo kommentiert: „OMG das Auto.“ (Herzlegesicht) (Herzlegesicht) (Herzlegesicht). „Du bist aber auch (Flammen-Emoji).“
Mehr muss man über das Leben wahrscheinlich nicht wissen.
Dann kommt mein Ansprechpartner vom Veranstalterteam nochmal und weist mich aufgeregt auf das nächste Highlight hin: „Gleich ist Braut Modenschau. Und RTL 2 ist auch da“. Sowas muss man mir nicht zweimal sagen. Einmal reicht und ich schau, dass ich sehr schnell wegkomme.
* Blogbeitrag dedicated to brittstgt. Sozusagen als Gebi-Geschenk.
Der nächste “Beauty Jungle Mädelsflohmarkt Full Edition” ist am 16.2.2019 in Göppingen.
Baustellenreportage ist der falsche Ausdruck: Fertigstellungsreportage wäre besser. Selten war ein neuer Gastrospot in der langen Geschichte der KTV-Baustellenreportage ein paar Tage vor dem Opening (kommendes Wochenende vom 22. bis 23. Februar) schon so ready wie das Billie Jean im ehemaligen Romy s., Lange Straße 7.
Der alte und der neue Betreiber Yusuf Oksaz schwitzt trotzdem in seinem typischen Yusuf-Bomber. “Wird noch voll der Stress bis zur Eröffnung, Jonger”, meinte er am Montagmorgen. Ha ja, noch bisschen streichen, Turntables hinstellen und dann ist fertig, oder? Gleich gibt’s Schelle, Jonger!
Das Billie Jean knallt wie eine Schelle. Eine knallgelbe Schelle. Ein Triggeralarm in Gelbblau. Selbst der Tanzboden ist gelb. “Der wird leider nicht lange so knallen”, Abnutzung incoming. Feelings wie in einem begehbaren Toyland, gebaut als analoge-digitale Brücke. Dis-Go. Vom Dancefloor in den Stream und wieder zurückgeschleift in die Telefonzelle. Selfie-Spiegel aufm Damenklo inside.
Hatte Yusuf schon ewig im Keller, jetzt im Billie Jean: Alte Telefonzelle. Geil.
Letztendlich gilt auch 2019: “Wir leben in digitalen Zeit, aber trotzdem müssen wir unsere Körper immer noch in der realen Welt (in einen Club) bewegen, um gemeinsam Spaß zu haben”, unterarmtattooed Yusuf völlig richtig. Mehr Billie-Jean-Digital-Analog-Philosophie hier.
Bis auf die Position der Bars ist alles anders: Von der Sani-Fee, jetzt im offensivem Chanel-Lippenstift-rot (R.I.P. Karl) mit lackschwarzen Notdurft-Installationen bis hin zur 360-Grad-DJ-Kanzel (leichte Ähnlichkeit mit der Cape Collins-Booth), die über dem Dancefloor auf der Bühne thront. An der Stelle des alten Pults befindet sich jetzt eine von sechs, sieben Lounges.
Bei der Gestaltung des Eingangsbereichs platzte der Knoten, wie man das Billie Jean designen könnte, so Yusuf, der bislang alle seine Läden (Dilayla, Mrs. Jones und Romy S.) immer selbst gebaut hat. Das Entrée ist jetzt schwarz-weiß, die Stufen und Wände sind mit Billie Jean-Claims versehen. Bitte noch nicht betreten, alles so fresh und clean wie Outkast.
“Blau und Gelb sind unsere Farben…” (Stuttgarts Kickers Song Billie Jean Remix)
Die Lichterdecke über der Tanzfläche besteht aus unzähligen langen, 30 bis 40 Zentimeter langen Glühbirnen (aka “Dildos”), die individuell oder via Sound angesteuert werden können. “Die Lichterdecke ist richtig brutal, Jonger”, sagt Yusuf und grinst dabei das Yusuf-Umbau-Vorfreude-Grinsen. Seit Anfang Januar steht er jeden Tag ab frühmorgens auf der Baustelle. Sein Job. Mit Love.
Zum Programm, da bekommt Yusuf Unterstützung: Electronic is (bekanntlich) gone. Die SevenOhs (Supreme/Perkins Park) steuern den Freitag unter dem Titel KoolKids mit HipHop und R’n’B. Eine (selbstironische) Meme-Kampagne auf Insta soll jeden Freitag zum Dancefloor linken, lautet zumindest die Theorie. Glaub, die KoolKids kommen (erst mal) weil sie gucken wollen was geht, safe safe safe, nice nice nice.
Gucken was geht, kannste auch bei der SamstagsreiheMontana powered by Power-DJ Message. Montana ist (s)ein fiktives Tumblr-Girl, so die Kampagne dazu, das aus der US of A nach Langestraße geritten kommt, um nach Sonnenuntergang lässig und zwanglos zu feiern. Montana feiert am liebsten zu HipHop von DJs aus dem Message-Netzwerk und ab und zu aus größeren Acts aus Deutschland und aller Welt.
Saddle that Billie und ob’s euer Lover wird müsst ihr entscheiden. Wir wünschen einen guten Start.
Das neue re.flect ist raus und ich habe die Kolumne für die Rubrik Plattform beigesteuert. Thema Fußball.
Ich glaube, meine Freunde denken, dass ich mich weniger für Fußball interessiere, als es tatsächlich der Fall ist. Man kommt ja nicht herum, wenn man irgendein soziales Umfeld hat, zumindest eine grundsätzliche Meinung zum Thema Fußball zu haben.
Wenn die lautet „ich interessiere mich überhaupt nicht für Fußball“, kann es sein, dass man in einer gepflegten Small-Talk-Konversation in der Gruppe länger verstohlen aufm Handy swipend rumsteht als einem lieb ist und der Instagram-Stream hergibt.
Mein Trick: Wie bei jedem anderen Small-Talk-Thema (Autos, Wetter, Promis) reicht auch bei Fußball ein geringes Maß an Grundwissen, um locker im Gesprächsfluss mitschwimmen zu können.
Deshalb pflege ich, mit meinem Desinteresse eher hinter dem Berg zu halten und die fachkundigen Fußballmeinungen anderer mit „oh ja“, „kannsch vergessen“, „Alter!“ oder einem unbestimmten Kopfnicken zu kommentieren. Das funktioniert und fällt niemandem auf, probiert’s mal aus!
Die Wahrheit ist aber: Ich interessiere mich gar nicht nicht für Fußball, mich interessieren einfach andere Aspekte dieses Volkssports. Denn wenn man ehrlich ist, und ich weiß, dass ich damit keinen Publikumspreis auf der Fanmeile gewinne: Fußball an sich ist ziemlich langweilig.
Für die stolze Spieldauer von zwei mal 45 Minuten und die Menge an Spielern auf dem Platz passiert erschreckend wenig, da viel zu selten ein Tor fällt muss man sich an Pässen, Fouls und gescheiterten Angriffsversuchen abarbeiten.
Ich glaube, langweiliger ist tatsächlich nur Baseball. Da stehen noch mehr Menschen auf dem Platz, es dauert noch länger und es passiert noch seltener was. Mit dem Unterschied, dass die Zuschauer beim Baseball nicht mal Interesse vorheucheln. Wer schon einmal in den USA bei einem Spiel in der Hot Dog-Schlange stand kann das bestätigen.
Mein besonderes Interesse an Fußball im Allgemeinen und am VfB Stuttgart im Besonderen ist wahrscheinlich vor vielen Jahren erblüht, als aus bestimmten privaten Gründen plötzlich ein Nationaltorwart und deutscher Meister bei meinem kleinen Sohn im Kinderzimmer auf dem Boden saß und ich googlen musste, wer das ist. Ich fand die Menschentraube vor dem Le Meridien spannend, die heimlichen Handy-Aufnahmen im Restaurant und die Geschichten aus dem VfB-Internat.
Ich war mit Kollege Geiger mehrmals bei den Kickers im GAZi Stadion (als er noch leidensfähiger Kickers-Fan war). Da fand ich interessant: die Stadionwurst, dass man die Anweisungen des Trainers von der Tribüne aus hören konnte und dass in der Halbzeit ein Subaru-Banner ausgerollt wurde.
Ich bin auch hin und wieder beim VfB im Stadion. Die Cannstatter Kurve ist komplett sensationell (Choreo, Trommler, Banner etc.), genauso wie die Sprüche auf der Haupttribüne („Steh auf du Wichser“) oder jener junge Security-Mitarbeiter, der unseren Teil der Tribüne im Visier haben sollte, aber wahrscheinlich eine sehr lange Nacht hatte und sich nur mit großer Mühe auf seinem Stuhl wach halten konnte.
Ich verfolge bei jedem VfB-Spiel in den Ticker der Sport1-App (#mirreichtderticker) und gleiche immer den Live-Stand der Tabelle ab. Da finde ich die Reaktionszeit des Ticker-Schreibers beeindruckend interessant und es ist ja leider doch meistens so: bei einer seltenen Führung des VfB kann man mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit mit dem folgenden Rückstand rechnen. Und sowieso, für’s Phrasenschwein: Im Tabellenkeller ist es ganz schön dunkel.
Ich lese alle Tweets meiner Filterblase während und nach einem VfB-Spiel. Da finde ich den, im Vergleich zur Haupttribüne, sachlichen und selbstironischen Ton interessant, die Leidensfähigkeit eingefleischter Fans und die standhafte Weigerung des Vereins, sich in irgendeiner öffentlichen Form gegen rechts zu stellen.
Größter Erfolg: Seit kurzem folgt mir Vertikalpass, das Sprachrohr des weiß-roten Intellektualismus (das Wort gibt es tatsächlich) auf Twitter, und ich habe den leisen Verdacht, dass die sympathischen wortgewandten Macher meine besondere Leidenschaft für Fußball besser erkannt haben als meine Freunde.
Matchday: Straße, Justin Bieber-Unterarmtatoo, Sotheby’s, Schredder, Stuttgart, Staatsgalerie. Alles an einem Tag. Wie mit der VVS. Die Haltestelle Staatsgalerie wird explodieren. Banksy ist da. Als Dauerleihgabe. Mit seinem Schredder-Bild “Love is in the Bin”, das vor dem Schredder “Girl with Balloon” hieß.
Im Hammermoment wollte es Banksy zerstören, aber auf augenscheinlich exakt der halben Schredderstrecke (!!!) stockte der Schredder. Die Käuferin packte es trotzdem ein für 1,2 Mios. Hintergedanke freilich auch, das nach dem globalen Buzz dieser Aktion der dicke Bilderrahmen mit den Halbschnipsel noch mehr wert sein wird. Extrem witzige Leute kommentieren übrigens die Staatsgalerie-Nummer: “Ja wie, des Bild isch doch kaputt!!!?” Gnhihihihihi. So lustig!
Presse Alert.
Serious Kunstbusiness: Staatsgalerie-Direktorin Christina Lange hat die anonyme Sammlerin, die das Werk ersteigert hat und die, die Gerüchteküche brodelt wie ein Methlabor, wahrscheinlich aus BW kommt, eventuell sogar aus Stuttgart/Region, bei einem Dinner zufällig kennengelernt, so die Legende, die nun im Raum ist.
Dabei kam heraus, dass die unbekannte Dame die Eigentümerin von LINTB ist, erzählt Lange auf der PK. Kann man auch beim Aussi nachlesen. Frau Lange fasste sich ein Herz wie ein VfB-Stürmer und hat mit der Sammlerin beim Abendessen (kurz vor der Nachspeise, so der Mythos) die Dauerleihgabe ausgehandelt. Serious Kunstbusiness. Du weißt eben nie, wer neben dir sitzt. Eventuell Banksy selbst.
Facts: Das mit der Staatsgalerie ausgehandelte Dauerabo gilt zunächst für ein Jahr. Danach sieht man weiter, so Lange und bewertet die Aktion nach diesem Zeitraum.
Außerdem: Das Bild wird alle zwei Monate an einer anderen Stelle in der Staatsgalerie platziert, analog zum Banksy-Prinzip mal hier mal dort aufzupoppen. Außerdem, das hatten wir auch hier schon in den Kommentaren, vermeidet man auf diesem Weg ein schnelles Rein-Selfie-Raus-Movement. Und die Besucher müssen sich auf der Suche nach Banksy mit der Staatsgalerie auseinandersetzen. Wenigstens so ein bisschen. Schon schlau.
Für alle Banksy-Kunst-ist-das-überhaupt-Kunst-oder-nicht-und-gehört-das-Bild-überhaupt-in-die-Staatsgalerie-Diskussionen wendet euch bitte an den Kunsthistoriker eures Vertrauens. Alle anderen kommen bitte mit der Bahn.
In Stuttgart-West eröffnet am Freitag, den 15. März 2019, der teilbar e.V. einen Projektraum. Das Herzensprojekt von Tom Knaffl ist ein Leihladen nach dem Prinzip des Commoning und damit eine Weiterentwicklung des Umsonstladens. In einem Umsonstladen spendest du Dinge aus deinem Privateigentum an den Laden und jemand anders nimmt sie wieder mit – zwar umsonst, aber eben wieder als Privateigentum.
Beim Projekt teilbar wird deine Spende ein Common und teilbar verleiht das Objekt immer und immer wieder. So muss nicht jeder, der eine womöglich teure Sache einmalig oder sehr selten benötigt, diese auch selbst kaufen und dann irgendwo einmotten. Gemeinsam genutzt sind Dinge nachhaltiger, ressourcen- und klimaschonender.
Mir sind bei meiner Baustellenreportage gleich drei Dinge eingefallen, die ich ganz oder nur vorübergehend als Leihgabe an teilbar “commonisieren” könnte: Ein Sechs-Personen-Zelt, ein Fondue-Topf und ein Akkordeon. Muss aber erst noch checken, ob alles noch in gutem Zustand ist. Sperrmüll kommt nämlich weiterhin auf den Sperrmüll.
Wenn ihr das Zelt, das Fondue-Set oder das Akkordeon leihen möchtet, schließt ihr bei teilbar e.V. eine Jahresmitgliedschaft in selbstgewählter Höhe ab, hinterlegt ein Pfand und testet, ob Camping, Käsefondue oder Akkordeon-Spielen was für euch ist. Ich kann mir dann so lange eine Schlagbohrmaschine oder einen Schlitten holen. Ist die Ausleihfrist von einer Woche oder mehr vorüber, bringen wir die Gegenstände einfach wieder zurück.
Die Reservierung erfolgt online, die Abholung direkt in dem kleinen Souterrain-Ladengeschäft. Der teilraum liegt perfekt erreichbar in der Lerchenstraße 84, Öffnungszeiten Montag bis Freitag von 12-14 Uhr und 14-18 Uhr. Geht mal ein Leihartikel kaputt, hat das Repair-Café schon angeboten zu helfen.
Gesucht werden auch vor der Eröffnung schon Spender*innen für teil-Artikel, jede Menge teilbar-Mitglieder sowie Menschen, die gerne aktiv beim Projekt mitmachen möchten.
Kommunalwahl ist nur alle fünf Jahre – und dann gehen leider nicht so viele Wähler (übrigens ab 16 Jahren) hin. 2014 waren’s knapp unter 50%. Kumulieren und panaschieren ist wohl für viele ein zu großes ein Geschäft und auf ingesamt 60 addieren sowieso. Wem gebe ich eine, zwei oder maximal drei Stimmen?
Dabei ist es nun mal so: In den Gemeinderäten werden die (meisten) Dinge beschlossen, die uns Bürger direkt betreffen. Oder wie es auf der Kampagnenseite www.meine-stimme-fuer-stuttgart.de nochmals erklärt wird:
Ob es um Schulen oder Kindergärten, Schwimmbäder, Bibliotheken, Theater, um Stadtreinigung, Straßenbau, Radwege, Grünflächen, Straßenbeleuchtung oder um die soziale Versorgung geht – das alles und viel mehr regelt die Stadt weitgehend in eigener Regie. Das nennt man „kommunale Selbstverwaltung“.
Was konkret im Einzelnen getan wird und wie, darüber entscheidet das oberste Verwaltungsgremium der Stadt, der Gemeinderat. Die Verwaltung hat die Aufgabe, diese Entscheidungen umzusetzen. Sie bringt auch eigene Vorschläge in den Gemeinderat ein.
Also eigentlich bisschen wichtig, diese Wahl. Oder um es in den Worten meines ehemaligen Gemeinschaftskunde-Lehrers zu sagen: Die wichtigste Wahl überhaupt.
Um am 26. Mai (gleichzeitig mit der Europawahl) die Wählerschaft wieder verstärkt zu mobilisieren, hat die Stadt vor ein paar Tagen das große Plakatieren und Displayisierung gestartet – Kommunalwahl all over. Auch im Interweb.
Die Plattform www.meine-stimme-fuer-stuttgart.de erklärt nicht nur alles rund um die Kommunalwahl oder die aktuelle Zusammensetzung des Gemeinderats (größte Fraktion aktuell CDU, gefolgt von Grüne, SPD, Freie Wähler etc.), sondern hat auch einen Bilderpoolfür die Ausspielung in euren Kanälen dazugebimst, darunter natürlich viele aaaaaaawwwww-Stuttgart-Motive. Was auch sonst. Guck mal, so z.B.
Make Kommunalwahl (weit) über 50% again. Es ist wichtig. Wirklich.
Leute. Keine Ahnung, was so auf Eurer Bucketlist steht. Wahrscheinlich in Thailand auf dieser Schaukel am Meer sitzen, auf der alle Instagrammer einmal im Leben gesessen sein müssen. Oder einmal mit der Transsibirischen Eisenbahn unterwegs sein. Und dann stellt man fest, dass es doch nur zum X1 fahren reicht. Like, wer es kennt.
Auf meiner Bucketlist ganz oben steht “einen Eimer kaufen”. Direkt dadrunter: Einmal die Hohenheimerstrasse vom Gerda-Taro-Platz (WTF-Level 100) bis zur Dobelstrasse rauf und wieder runter. Zwei mal dreihundert Meter, die man sonst nur aus dem verdatschten Seitenfenster der U6, U5 oder U7 kennt.
Ich wollte das tatsächlich schon lange mal machen. Instawalken oder instastalken, je nachdem, welche Türen aufgehen oder zubleiben. Und jetzt habe ich einen Bulletpoint weniger auf meiner Bucketliste – und Ihr ward immer noch nicht in Ulaan Bataar. Merkt Ihr selber, oder?
Für alle, die jetzt Bucketbock bekommen haben und es nachinstawalken wollen: Startpunkt ist der Gerda-Taro-Platz. Ich weiß gar nicht, ob da schon mal jemand war, der nüchtern war.
Für weitere Infos bitte selber googlen, wo der ist und wer das war, aber beides geil. Die Ecke ist schwer unterschätzt und das nicht nur, wenn auf der eigenen Bucketlist steht, da mal ein weiteres Brautmodenatelier zu eröffnen.
Im Bauch eines der wenigen urbanen Hochhäuser befindet sich eine der besten Büroflächen der Stadt, finde ich. War mal eine Apotheke drin, aber wie wir später erfahren, braucht man in dieser Gegend offensichtlich keine Medizin, deshalb ist da jetzt ein Büro drin. Könnten Architekten sein. Und ich würde da gerne arbeiten. Kann aber natürlich bedeuten, dass ich nochmal Architektur studieren muss.
Welches Büro hat bitteschön schon einen Barometer vor der Tür? Wenn das mein Arbeitsplatz wäre, hätte ich in Spiel auch einen alten englischen Sportwagen, den ich gegenüber im ehemaligen Luxusautohaus Merz & Papst gekauft hätte. Die sitzen aber inzwischen in Nürtingen, womit der Traum jetzt so ein bisschen geplatzt ist.
Vom Wunschbüro ging es weiter die Hohenheimer Strasse hoch. Wer weiß, was in diesem Riesen-Gebäude ist? Falsch, kein Möbel Mammut XXL. Sondern die Technische Oberschule Stuttgart.
Wusste ich auch nicht, also bin ich rein. Pallim Pallim – habt Ihr auch Fischer Technik? Nee, wir haben nur ein sehr geiles Technikschulenfoyer und wenn irgendwann mal jemand ein Internats-Sexfilmchen drehen möchte, dann bitte doch in dieser Location.
Die nächsten 70 Meter sind verbaut und verschlossen und dann wirds aber spannend. Denn dann kommt das Hotel Wörz und das Koi Center Stuttgart. Irgend ein Bekannter war da mal essen – im Hotel, nicht im Koi Center – und fand’s glaub gut.
Neugieriger als auf die Zimmer war ich auf die Fische. Und das obwohl das Hotel verspricht: “Mit ihrer altdeutsch-rustikalen oder modernistisch eleganten Einrichtung sprechen sie auch unterschiedliche Stilvorlieben an. Sie möchten es sich auch am Tag gemütlich machen? Kein Problem: Viele der Komfortzimmer verfügen über eine bequeme Sitzgruppe und/oder einen Balkon!”
Pro-Traveller-Tipp: Balkon nicht nach vorne raus buchen.
Und dann das! Langen! Nicht nei langen. How much more schwäbisch can it get? The answer is: NONE. Herrlich.
Bin schon Karpfen-Fan bevor ich richtig drinnen bin. Und erfahre auf einem großen Plakat, dass Koi Stuttgart unter anderem Koi-Reisen mit Kunden unternimmt. Und dass sie SMARTPOND® Stützpunkthändler sind. Ich nehme an, SMARTPOND sind die Apples unter den Teichen.
Jetzt kann man Fisch natürlich leicht doof finden und als Hobby ungeeignet und schrullig. Aber dann passiert etwas ganz Wunderbares. Und das passiert ja ganz oft, wenn man richtig stromert. Ich treffe the keeper of the Kois.
Ich vermute, es ist Herr Wörtz selber, der mir total freundlich die Hand gibt. Und ich frage mich kurz, ob ich aussehe wie ein potenzieller Fischkunde. Oder wie jemand, der mit anderen Fischinhabern zu anderen Fischinhabern weltweit reisen möchte.
Ich gehe mit ihm ein paar Stufen nach oben, unterstehe mich, ins Becken zu langen, und folge der Beschilderung “zu den 1-Jährigen.” Und auf einmal bin ich angefixt. Denn die Tiere sind wirklich wunderwunderschön und sehr grazil und der Koivater ist so herzlich und hier ist die Welt noch in Ordnung. Und bitte sehen Sie selbst:
Unten in der Kommentarspalte haben wir Platz für Eure ganzen Sushi-Witze gelassen. Feel free. Aber bitte nicht reinlangen.
Nächstes Highlight, die alte Apotheke am Eck. Stitzenburg Apotheke, wenn ich das richtig weiß. Auch die geschlossen. Und wenn mal jemand ein Apotheker-Sexfilmchen drehen möchte, dann doch bitte hier.
Der Blick durch den Notfallschalter zeigt, dass man den Abschied hier standesgemäß mit bisschen Morphium und ein paar Gläsern Sekt begangen hat. Die Apotheken-Subkultur in der Gegend scheint jedenfalls zu sterben.
Direkt darüber übrigens mit einem der – wie ich finde – schönsten Logos der Stadt: die Physiomenschen von Heilbar. Die vielleicht so gut sind, dass die Menschen hier kein Ibuprofen mehr brauchen? Man weiß es nicht, wünscht aber allen alles Gute.
Ein paar Meter weiter oben, Portugiesischer Weinhändler, Theater im Hinterhof, schon wieder eine ganz andere Kultur. Ein Freund von mir hat da mal in einer ziemlich großen und unfassbar bezahlbaren Wohnung gewohnt, bis er gemerkt hat, das Fensteraufmachen Lebensqualität ist.
Von dem Theaterchen im Hinterhof hat er aber nie erzählt. Die gute Nachricht: auf einem Gehwegaufsteller (!), der die Laufkundschaft (!!) informiert, wurde die Laufkundschaft informiert, dass die Premiere am Freitag ausverkauft ist. Wie so’n Spitzenspiel VfB-FCN.
Dann ging die Tour de ‘ohenheimer auf der anderen Straßenseite wieder bergab. Und das hab ich bestimmt schon jedem und überall erzählt, aber BOPSER RADIO soll bitte mal mein Hipster-Café heißen. Oder deine Deutschpopband. Oder das neue Orsons Album.
Auf dem Weg runter viel mit Transportschäden, Waschmaschine vom Laster gefallen und jetzt halber Preis. Dann wieder Brautmode. Ich würde zu gerne mal den Blick einer Braut sehen, wenn der künftige Gatte da hält und sagt: hier ist es Schatz.
Im weiteren Gewerbestrip Hohenheimer Strasse finden Kunden noch eine Polsterei/Raumausstattung und dauerhafte Haarentfernung.
Eine Dienstleistungs GmbH informiert, dass die Klingel kaputt ist und man doch bitteschön klopfen mag, wenn man Dienstleistung möchte. Im Nagelstudio namens ‘Perfect WoMEN, Inhaber: Do’ ist an diesem Tag auch nicht gerade Happy Hour. Pakete bitte im Blumenladen abgeben. Und der Kürschner W. Grützmann, 2. Stock macht leider trotz mehrerer Klingelversuche nicht auf. Vermutlich auch Klingel kaputt oder Kürschner kaputt.
Wenn man dann noch weiter runter geht, aber dabei raufschaut, fühlt man sich wie in Prag. Und das ist ja vielleicht auch ein USP für eine Gegend, die keine Apotheken braucht. Tatsächlich kommen einem hier gelegentlich Menschen entgegen. Und sie grüßen dialektschwer.
In naher Zukunft wird hier dann für sie alle wieder ein bisschen mehr Infrastruktur sein. Im Eckhaus vor dem Krankenhaus nimmt die x-te arme Gastro-Sau einen x-ten Anlauf, dort Menschen zum Essen einzuladen. Saufen wäre möglicherweise die bessere Geschäftsidee.
Aber wir drücken dem Biang House natürlich alle Ramen und Daumen. Und knickknack, Wink mit dem Wortspiel-Pfahl: wenn BIANG HOUSE nicht klappt, hat man mit einem schmerzlosen Tipp-Ex Eingriff im Handumdrehen einen schönen Swingerclub.
Muss man zweimal hinschauen, aber dann sieht man’s: Leider verliert dieses Quad den Ex-One Look-a-like Contest am Ende knapp.
Like, wenn Ihr auch dagegen seid, dass da, wo das neue Blumenrondell am Schlossplatz ist, ein Hähnchenwagen hinkommt.
Anruf eines ktv-Lesers: Das meist abgerissene Objekt in Stuttgart ist gar nicht die Calwer-Passage, sondern die Hackstrasse. Like bitte auch, wenn Ihr findet, dass die ihren Namen zu Recht trägt.
Wenn Leser anrufen, setzt das bei kessel.tv immer die halbe Redaktion in Gang. Also sind wir schnell los zum Stöckach, für ein Instincle – treue Leser und Anrufer wissen: ein Instincle ist eine Mischung aus einem Instagram-Foto und einem Article (engl. für Artikel).
True Fruits schreibt jetzt glaub immer unter ihre Posts drunter, dass die Doofen das Zeug nicht trinken sollen oder so. Soweit gehen wir jetzt nicht. Weil Ihr seid ja alle clever. Und smart. Und treu. Und Ihr habt ja unsere Durchwahl, wenn Ihr mal anrufen und uns auf etwas hinweisen wollt.
Ratet mal, ob der Friseur 2000 aus seinem Laden gestürmt kam und gefragt hat, was ich da fotografiere. Richtig. Und ratet auch mal, ob ich ihm gesagt habe: Deinen geilen Firmennamen. Wieder richtig.
Vor 2000 – die Älteren werden sich erinnern – gab es mal eine ganz Reihe von Jahren, die hießen zum Beispiel 1996 oder 1997 und auch gerne 1998.
Und dann wurde es langsam knapp also hat man sich entschlossen – damals noch unter der Federführung der CDU – dass man fortan nicht mit neunzehnhundertzehnundneunzig weitermachen will, sondern einfach ein neues Jahrtausend einläutet. Kalender 2.0 sozusagen. Den Menschen wurde das als Millenium verkauft und viele hatten entweder große Angst vor einem Computer Crash oder große Hoffnung auf ein besseres Leben. Denn 2000 war damals Zukunft – und die war gut.
Heute denkt man ja nur noch: Zukunft, pfff, Arschlecken. Weil kleiner Arsch ist schnell geleckt und wer weiß, ob morgen überhaupt noch Ex-Ones fahren, wenn da nie jemand mitfährt außer dem Fahrer.
Wo war ich? Ach ja – 1999. Ja egal. Wurde dann jedenfalls auch weder anders noch besser. Außer für die Läden Blume 2000, China 2000 und eben Friseur 2000. Die hatten nicht weit genug voraus gedacht.
Und haben heute genau zwei (in Worten zwei) Möglichkeiten: entweder jetzt auf x 3000 setzen, Langfrist-Strategie. Oder hoffen, dass irgendwann der Trend zurück geht (Stichwort Megatrend Retroisierung) und sich Menschen Frise, Blumen und Nasi-Goreng aus dem letzten Jahrtausend wünschen. Dann geht’s wieder.
Mach aber auch keinen Rauch. Die Scheibe würde ich gerne mal aushebeln und damit auf eine Demo der Dieselkumpels marschieren. Ich glaube, dahinter war/ist mal eine Volkshochschule drin. Wo die Hackstrassenbewohner offensichtlich gelernt haben, zu schreiben, aber eben noch nicht wohin. Die Frage ist, wer Tafeldienst hat.
An einer anderen unübersichtlichen Stelle hatte der gleiche Schmierfink geschrieben, “alle Ostler sind gay”. Das wollten wir aber so nicht stehen lassen. Weil mach kein Witz über Homosexualität. Oder über S-Ost. Oder beides.
Was wir aber stehen lassen wollen, ist Natalie. Hiermit möchten wir ausdrücklich Werbung machen für ihre Tanzschule. For free und from the bottom of our hearts. Und auch wenn es wahrscheinlich laut DSVGO kritisch ist, Klingelschilder abzufotografieren und ins Interweb zu stellen. Aber wer so viele Hinweise gibt, möchte vielleicht auch nicht zwingend anonym bleiben.
Über das letzte siebte Leben wollte ich zuerst ellenlange Witze machen, hab dann aber ergoogelt, dass es eine Tierschutz-Initiative ist und deshalb Spaß beiseite und bitte spenden und unterstützen.
Und über Natalie war im Internet zu lesen, dass sie den Menschen u.a. Tänze aus Russland beibringt. Bei der Hochzeit von DJ Elbe konnte man sehen, wie das dann aussieht: alle hacke und hoch die Hände und Filzstiefelchen. Auf Natalies Website klingt das leicht untertrieben dann so:
Die Namen sprechen für sich: „Kalinka“, „Beim Fluss“, „Filzstiefelchen“. Nicht minder ausdrucksvoll und charaktervoll sind auch die Tänze „auf der Wiese“, „Lyrischer Tanz“ und auch die von der Heimatliebe getragenen Tänze in Richtung russischer Moderntanz „Wahrsagen“ und „Birken“.
Letzteres meine ich mich zu erinnern wurde bei besagter Hochzeit gegeben. Kann aber auch Drake gewesen sein. Hatte nen leichten Filmriss. Summer 2018 tatütatata. Wer sich erinnern kann, war nicht wirklich dabei.
Merke: hast du ein Gardinenhaus, stellst du am besten Gardinen aus.
Ich bin mir nicht sicher, ob es in der ganzen Stadt einen schöneren Schaukasten gibt. Aber wenn ich mal eine Landhausküche haben sollte, möchte ich bitte das obere Modell ‘Theresa’ dort hängen haben.
Dahinter würde ich gerne auf eine große Wiese mit gefleckten Kühen blicken, die an eine Koppel mit zwei Pferden grenzt. Alle Tiere sollten auf Zuruf ihre Köpfchen heben und schauen, wer sie gerufen hat, bevor sie sich wieder ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Grasen widmen. Aus einem Küchenradio würde in Spiel dazu leise Guggenmusik laufen.
Like, wer Guggenmusik liked.
Wobei ich gar nicht auswendig weiß, wie Guggenmusik klingt. Nur wie sie aussieht. Nicht so gut. Aber die First Guggen Band Stuttgart – kurz FiGuBaS hält das nicht davon ab, ihr Ding durchzuziehen.
Wir proben Dienstags von 19:45 Uhr bis 22:00 Uhr, außer während den Schulferien im Bowling und Kegelzentrum Feuerbach.
Leider haben wir alle DAS Event-Highlight verpasst: am 4.11.2018 fand laut Website um 10.30 Uhr die Inthronisation der Storchenprinzessin in der Sängerhalle Untertürkheim statt.
Like, wer dagewesen ist. Aber: es ist nie zu spät für gute Guggenmusik. Deshalb bitte date saven. Am 11.10.19 tritt die First Guggen Band Stuttgart beim Lichterfest Korntal auf. Dazu drei Fragen: Korntal hat ein Lichterfest? Korntal hat Licht? Oder bekommt es an dem Tag?
Anyway, wie der Kanadier sagt: Grüße gehen raus an die neuen Duz-Freunde vom Vertikalpass 3000, die sich dieses oder ein anderes Instincle gewünscht haben. Kultblogger unter sich. Top eBayer, gerne wieder.
Tsts. (Geräusch, das man macht, wenn man etwas gar nicht glauben kann). In Degerloch gibts plötzlich ein kleines Pop-up Projekt mit total gutem Eis, Kuchen, Terrasse und voll nettem Besitzer.
Die Eiswerkstatt, die eigentlich nur als Produktionsort für selbstgemachtes Eis gedacht war, dass mal mit dem Eiswägelchen verkauft werden sollte. Aber dann dachte sich der junge Eismacher Sebastian: komm, Infrastruktur ist da, Bock auch. Machen wir halt n Café.
Top Entscheidung. Und bitte geht da alle über Ostern hin. Weil erstens ist Eiswetter und zweitens hat die Eiswerkstatt nur am Wochenende und Feiertag geöffnet.
Die vertesteten Sorten Joghurt-Honig-Walnuss und Peanut Butter waren auf jeden Fall schon mal super gut.
Mehr Toskana wird es nicht. Vorne ist das Ganze in einem ehemaligen Tapas-Restaurant. War da nie. Und hinten sitzt man dann in Italien. Und hat Abendsonne. Aperol Spritz dürfen sie leider nicht ausschenken. Aber wenn Ihr einen dabei habt, werdet Ihr wahrscheinlich auch nicht abgewiesen.
Ab Mitte Mai kommt das gute Eis dann mit dieser mobilen Eisdiele in die Stadt. Sebastian parkt damit täglich vor unserem Lieblings-Einkaufszentrum, dem Gerber. Ei Hase Küken, sag ich nur. Bitte lesen Sie das nochmals hier.
Gegenüber im Kindermode-Shop hat man sich schon auf’s neue Urbanwerden Degerlochs eingestellt. Und ja – mit Hasans Grillhaus und der Hofpfisterei ist das dann fast schon eine Gastro-Meile.
Bad news aus der HiG-Hood: Zum Ende des Monats schließt die Corso Bar nach zwölf Jahren, davon elfeinhalb unter der Führung von Tolgay Moralioglu. Tolgay verabschiedet sich damit aus dem Nachtleben, in das er, so meinte er zu uns, auch nicht mehr zurückkehren wird und sich beruflich neu orientieren und weiterentwickeln will. Feel him, irgendwann reicht’s
Im Mai hat man nur noch samstags bei den Fremdveranstaltungen geöffnet sowie am 29. Mai vor Christi Himmelfahrt. Am Wochenende verabschiedete sich Tolgay mit folgenden Worten auf FB:
Liebe Freunde der Corso, ab heute bleibt die Corso Bar freitags geschlossen. Auf Grund behördlicher Auflagen haben wir nur noch die letzten drei Samstage im Mai und am Vorfeiertag, Mittwoch (29.05.) wie gewohnt mit unseren Veranstaltern geöffnet. Dann werden sich die Tore der Corso Bar unter meiner Obhut für immer schließen. Ich danke allen meinen Corso Bar Gästen, Freunden, Mitarbeitern, DJ’s und Geschäftspartnern für die letzten elfeinhalb Jahre!
Wir heben das Sambucca Glas und wünschen alles Gute.
Breaking News: Die Stadt Stuttgart wird größer. Kurz vor der Kommunalwahl hat OB Kuhn gemeinsam mit seinen Bürgermeisterkollegen von Calw bis Göppingen, von Heilbronn bis Reutlingen entschieden, dass die gesamte Metropolregion Stuttgart eingemeindet wird und ab sofort zum Stadtgebiet Stuttgart gehört. Stuttgart hat also ab sofort 5,2 Millionen Einwohner und ist mit Abstand die größte deutsche Stadt.
Ob Fahrverbote, Mobilität, Mieten, Nachtleben oder Kita-Plätze, fast jeder Mensch in der Metropolregion hat eine Meinung zum Stuttgarter Stadtleben und fühlt sich zur Landeshauptstadt emotional hingezogen, so als sei es seine.
Menschen in Nürtingen reden von “ihrem Kessel”, in Renningen schwärmt von “Stuggiboogieboogie” und die Reutlinger fühlen sich als “Benztowner”. Was lag da näher, so OB Kuhn, als die ganzen umliegenden Städte der Region einzugemeinden und den Kessel um einen Radius von 50 bis 60 Kilometern von der Stuttgarter Stadtmitte aus weiter auszudehnen?
“Mit der Eingemeindung der Metropolregion ins Stadtgebiet wollen wir die Identifikation mit der Marke Stuttgart weiter stärken,” so OB Kuhn. Michael Setzer von der StN und Kessel.TV kommentiert euphorisch: “Voll gut, dann muss niemand mehr “in die Stadt” fahren, weil ja alle schon in der Stadt sind. Genial!” Er sieht die täglichen Staus wie wegzaubert. “Wäre man auf diese einfache Lösung nur früher gekommen!”
Der neue Stadtteil Stuttgart-Calw trumpft mit schöner Altstadt und Hesse-Feelings.
OB-Kuhn verspricht: “Es bekommen wirklich alle Autoinhaber ein S-Kennzeichen, LEO ist ab sofort Geschichte.” Der Claim “Ditzingen – mehr als nur ein Stadt” übrigens auch, was den Neu-Stuttgart-Ditzingern herzlich egal ist. “Großartig, endlich offiziell dazu zu gehören”, so die ersten Statements aus der süßen Stuttgart-Ditzinger Fußgängerszene, in der spontan Fahnen mit dem Stuttgarter Pferdlewappen gehisst werden.
Auch im Büro von Stuttgart Tourismus rollt man ein Fass Wasen-Altbier rein: “Endlich Metropole, endlich richtige Großstadt, damit können wir arbeiten!”, jubeln die Marketing-Mitarbeiter*innen. Auf einen Schlag sei mit 5,2 Millionen Einwohnern das langweilige “Stuttgart-ist-halt-doch-ein-Dorf-Image” wie abgeschüttelt, so die Experten von Stuttgart Tourismus. “Jetzt noch ein Berghain in Stuttgart-Bietigheim und wir stehen endlich in jedem Reiseführer dieser Erde.”
In den nächsten zwei Wochen bis zur Kommunalwahl sollen noch schnell die Stadtbahnlinien bis nach Calw, Reutlingen, Esslingen-Zollberg oder Bad Urach ausgebaut werden (U18 bis U76). “Wir holen uns da das Knowhow von den flinken Chinesen, zwinkerzwinker”, so Kuhn und schwärmt weiter: “Die wissen einfach, wie man flott baut.”
Euphorie auch in der Immobilienmakler-Szene. Aufgrund des überraschend vergrößerten Stadtgebiets steigen mit einem Schlag die Mietpreise. Die ersten Angebote sind bereits auf Immoscout zu finden: „Business-Loft in pulsierender Citylage, 60 qm, 2600 Euro, Stuttgart-Brackenheim.”
Nachgefragt in Stuttgart-Heimerdingen, ob man Angst habe, aufgrund der gestiegenen Mietpreise aus der Stadt verdrängt zu werden: “Bislang nicht, aber das ist halt die Marktwirtschaft. Wer sich das nicht leisten kann, soll bitte schön raus aufs Land ziehen.”
Unser Gastautor Dirk Baranek ist seit vielen Jahren als Wahlhelfer aktiv. Dieses Jahr wurde er kurzfristig zum Wahlvorsteher in S-Süd berufen.
Seit längerem bin ich als Wahlhelfer im Einsatz. Dazu hatte ich mich mal vor Jahren bereit erklärt, als ein entsprechender öffentlicher Aufruf der Stadt erging. Seitdem werde ich regelmäßig zum “Beisitzer in den Wahlvorstand für den Wahlbezirk 12-34” berufen.
Ich bin dann einer von denen, die in eurem Wahllokal sitzen und den Vorgang vor Ort organisieren. Einer von denen, die checken, ob ihr wählen dürft, euch die Stimmzettel aushändigen und zeigen, wo ihr den reinwerft.
Das ist das was ihr seht, aber eigentlich machen wir natürlich noch viel mehr. Jedenfalls bin ich seit Jahren in dem gleichen Wahllokal in Stuttgart-Mitte im Einsatz, verteile einen halben Tag Stimmzettel und mache bei der Auszählung mit. Easy, chillig, nix wildes. Bei der Wahl letzte Woche kam jedoch alles anders als ursprünglich geplant.
Montag, 20. Mai, 19:25 Uhr Das Statistische Amt der Landeshauptstadt Stuttgart, das die Wahlen organisiert, ruft mich auf dem Handy an. “Wir haben hier ein großes Problem.” Ein Wahlvorsteher musste absagen. Ob ich bereit wäre, in Stuttgart-Süd als eben solcher einzuspringen. Sie rufen nun erstmal die Beisitzer an, die das schon öfter gemacht haben und somit über ein paar Erfahrungen verfügen. Ich sage spontan zu. Wir vereinbaren für morgen einen Termin im Amt, um weiteres zu besprechen.
Persönliche Notiz: Jetzt sind wir in der Familie alle Wahlvorsteher – die Frau in Stuttgart-West, die Tochter in Berlin-Wedding, ich in Stuttgart-Süd.
Dienstag, 21. Mai, 10:05 Uhr Termin im Statistischen Amt in der Eberhardstraße 39, wo auch das Ausländeramt ist, im 3. Stock. In den Fluren herrscht wuseliges Treiben, alles vollgestellt mit Kisten voller Briefwahlunterlagen. Herr Krampe, der mich gestern Abend angerufen hatte, empfängt mich in seinem Büro überschwänglich und bedankt sich nochmal ausdrücklich, dass ich mich bereit erklärt habe, den Job zu machen.
Er händigt mir diverse Papiere aus (Broschüre mit Infos zum Ablauf, Liste mit Kontaktdaten der anderen Wahlhelfer, Checkliste für das Wahllokal) sowie den Schlüssel für das Vorhängeschloss, mit dem die Wahlurne verschlossen ist.
Nächster Schritt: Ich muss einen Termin vereinbaren mit der Ansprechpartnerin in dem Gebäude, wo sich der Wahlraum befindet. Dort muss ich kontrollieren, ob alles okay ist, ob die Wahlurne, die Wahlkabinen, die Hinweisschilder, die Stimmzettel usw. bereit stehen.
Dienstag, 21. Mai, 16:05 Uhr Ortstermin in Stuttgart-Süd bei der Evangelischen Kirchengemeinde Heslach, Böblingerstraße 169. Bihlplatz. Deep deep South. Ich öffne eine Tür, Kindergruppe. Wo denn das Gemeindebüro ist? Nächster Gang, rechts. Ich öffne die nächste Tür. Eine Gruppe von sieben Damen 70+ sitzen um einen großen Tisch, darauf Wollknäuel. Alle stricken und reden.
Ich erkläre mich, mein Auftritt löst Heiterkeit aus. Die Wahl und ich werden Tagesgespräch. Ich sehe die grauen Urnen-Tonnen an der Wand stehen, daneben die zusammengeklappten Plastikplatten, Sichtschutz für die Wahlkabinen. Es sind zwei Urnen, die ich mit dem Schlüssel öffne.
Ich checke die darin liegenden Pappkartons. Farbige Umschläge, Stimmzettel, drei große Pappkoffer mit den ganzen Utensilien: Klebestreifen, Stifte, Aushangzettel, Schilder, Gesetze. Scheint alles da zu sein. Kurzes Gespräch mit der Verantwortlichen von der Gemeinde, die mir versichert, dass am Sonntag um 7 Uhr jemand da ist, um mir aufzuschließen. Wir müssen dann noch Tische und Stühle rücken, um die Wahlhandlung in geordnete Bahnen zu lenken.
Samstag 25. Mai 9 Uhr Schulung der Wahlvorstände im Großen Sitzungssaal des Rathauses. Etwa 300 Leute sind da. Am Eingang erhalte ich Unterlagen: Ordner mit dem Wählerverzeichnis, Formulare für die Schnellmeldungen und Ergebnisprotokolle, Liste mit Leuten, die doch nicht wählen dürfen usw. Außerdem schenken sie uns einen Pin zum Anstecken mit Bundesadler. Aufschrift für Frauen: Wahlhelferin. Aufschrift für Männer: Wahlhelfer.
Der Vortrag macht deutlich: Die Wahlhandlung ist kompliziert. Nicht alle dürfen an allen drei Wahlen teilnehmen. Du bist Deutscher, unter 18 Jahre alt? Dann darfst du Kommunal- und Regionalwahl, EU-Wahl nicht. Du bist Unionsbürger über 18? Dann darfst du Kommunalwahl. EU-Wahl machst du in deinem Konsulat oder du hast es für hier beantragt.
70.000 in Stuttgart ansässige Unionsbürger wurden über diese Möglichkeit per Brief informiert. Zwei Stunden dauert der Vortrag, es gibt ein paar Fragen zu ungewöhnlichen Fällen. Zum Beispiel besteht der Stimmzettel für die Gemeinderatswahl ja aus mehreren Blättern. Das kann man auseinander reißen. Was passiert, wenn ein Blatt gültig ist und zwei andere Blätter im Umschlag dabei sind, die mit Beleidigungen vollgeschmiert wurden? Dann ist die Stimme insgesamt ungültig.
Der Aufwand zur Durchführung der Wahlen ist jedenfalls enorm: Etwa 3.000 Wahlhelfer werden am Sonntag im Einsatz sein. Am Montag und Dienstag zählen dann 1.500 städtische Mitarbeiter die veränderten Stimmzettel der Kommunalwahl aus. Erst am Dienstagabend wird feststehen, wer wirklich im Gemeinderat sitzen wird.
Samstag 25. Mai 13:05 Uhr Im Auto auf dem Weg nach Karlsruhe mitten in der Pampa bei Pforzheim ruft mich die Ansprechpartnerin für die Bereitstellung der Räume an, aus denen morgen früh ab 8 Uhr Wahllokale werden sollen. Ob denn der Schlüssel noch abgeholt werde, wie in den Jahren zuvor? Ich weiß davon nichts. Unseren Ausflug abzubrechen und zurück nach Stuttgart ist keine Option.
Ich sage, ich sei davon ausgegangen, dass morgen um 7:15 Uhr jemand da sein werde, um uns aufzuschließen. Gut, sie werde das jetzt mit der Wahlvorsteherin des anderen Wahllokals klären, die habe bisher immer den Schlüssel am Tag vorher geholt. Einigermaßen beruhigt realisiere ich nebenbei: In dem Gebäude werden also zwei Wahllokale sein.
Sonntag 26. Mai 7:15 Uhr Ich treffe am Ort des Geschehens ein. Es ist abgeschlossen, niemand zu sehen, die Straßen leer. Naja, bis 7:30 Uhr haben sie Zeit, ansonsten rufe ich die Hotline beim Statistischen Amt an, die schicken zur Not einen Schlosser. Das kaum zu Ende gedacht, biegt auch schon die andere Wahlvorsteherin um die Ecke, schließt auf, es geht los. Als erstes tragen wir drei Tische aus meinem in ihren Raum, dann schiebe ich Tische und Stühle in die richtige Ordnung. Wir brauchen folgende Stationen in dieser Reihenfolge:
1 Tisch am Eingang. Prüft vorab, ob die Leute hier richtig sind und an welcher Wahl sie teilnehmen dürft. Ausgabe Stimmzettel und Wahlumschläge.
2 Tische für die vier Wahlkabinen: Müssen so angeordnet sein, dass die Wahl geheim ist, also dass man jede Kabine erreichen kann, ohne hinter den anderen entlang laufen zu müssen.
1 Tisch Schriftführer: Die Schriftführerin prüft den Eintrag im Wählerverzeichnis. Bei uns sind das etwa 1.400 namentliche Einträge: Name, Adresse, Geburtsdatum. Jede/r Wähler/in ist nummeriert. Sortiert ist das Verzeichnis nach Straße, Hausnummer, Nachname.
Es wird geprüft, ob du hier wählen darfst, also ob du am richtigen Ort bist oder ob du einen Wahlschein für die Briefwahl erhalten hast. Außerdem an welcher Wahl du teilnehmen darfst. Legitimieren muss man sich mit der Wahlbenachrichtigung oder, wenn diese nicht da ist, mit einem Ausweis. Rote Haken im Verzeichnis erhalten die Einträge, die ihre Stimme abgegeben haben.
2 Wahlurnen: Eine Urne für den Gemeinderat, eine für EU- und Regionalwahl.
1 Tisch: Auslage und Orga. Wir müssen die entsprechenden Gesetze in gedruckter Form im Wahllokal auslegen. Außerdem brauche ich Platz für das Ausfüllen diverser Protokolle.
Inzwischen ist der Rest der Morgenschicht eingetroffen. Wir sind nun zu dritt. Die Studentin der Chemie ermuntere ich, als Schriftführerin zu fungieren. Die Lehrerin übernimmt den Empfangstisch. Ich werde an den Wahlurnen stehen und deren abgedeckte Einwurfschlitze freigeben, wenn ich nach Prüfung des Wählerverzeichnisses durch die Schriftführerin überzeugt bin, dass diese Wählerin jetzt und hier berechtigt ist, ihre Stimmzettel einzuwerfen.
Wir richten noch die Details her, packen die Umschläge aus, hängen vor der Tür Hinweisschilder auf und kleben jeweils ein Exemplar der Stimmzettel als Aushang an die Wand. Eigentlich kann es jetzt losgehen.
Sonntag 25. Mai 8 Uhr Wir öffnen die Tür, die ersten Leute sind da. Alle sind entspannt und locker. Es ist sonniges Wetter und daher alle im Freizeitmodus. So wird es die nächsten Stunden weitergehen. Es ist immer was los. Leerlauf gibt es keinen. Sogar kleine Schlangen bilden sich. Highlight: Das Pärchen im Bademantel, weil sie grade vom Schwimmen vorbeischauen. Probleme gibt es keine, nur einige Ältere und des Deutschen nicht ganz so mächtige wirken durch Zahl und Umfang der Wahlzettel etwas überfordert. Wir helfen im Rahmen unserer Möglichkeiten.
Sonntag 25. Mai 12:45 Uhr Schichtwechsel, das Nachmittags-Team trifft ein. Wir besprechen kurz, wer was macht und was es zu beachten gilt. Zum Beispiel das mit den Wahlscheinen. Briefwähler, die es verabsäumt haben, ihren Wahlbrief nun auch wirklich abzuschicken, können damit ins Wahllokal gehen und dort wählen. Dabei müssen sie allerdings ihre zwei Wahlscheine abgeben, einen für Kommunal- und Regionalwahl, den anderen für die EU-Wahl. Diese brauchen wir später unbedingt, um richtig auszuzählen. Ich habe jetzt Pause, gehe erstmal selber wählen und dann was essen.
Sonntag 25. Mai 17:15 Uhr Ich bin etwa zu früh zurück im Wahllokal, will den anderen helfen. Das ist auch notwendig, denn in den letzten 45 Minuten der Wahl herrscht Hochbetrieb. Es bildet sich eine ordentlich Schlange, wir arbeiten wie am Fließband. Immer wieder will jemand seinen ausgefüllten Stimmzettel einfach einwerfen, nee, sorry, da müssen Sie jetzt am Wählerverzeichnis warten, wir müssen erst prüfen, ob Sie wahlberechtigt sind. Aber alle einsichtig, ruhig, kein Stress.
Sonntag 25 Mai 18:00 Uhr Wir schließen einmal die Tür und ich erkläre die Wahlhandlung für beendet. Dann Tür wieder auf, Urnen aufschließen und den Inhalt auf die zusammengeschobenen Tische kippen. Wir sind jetzt insgesamt neun Leute. Ein Dreier-Team kümmert sich nur um die Gemeinderatswahl, vier sortieren die beiden anderen Wahlen auseinander und zählen die Umschläge bzw. abgegebenen Wahlzettel.
Die Schriftführerin und ich setzen uns hin und zählen die roten Halen im Wählerverzeichnis. Diese Zahl zusammen mit der Anzahl der Wahlscheine ergeben die Zahl der abgegebenen Stimmen. Wir haben Glück, die Anzahl im Verzeichnis stimmt mit der Zahl der Stimmzettel überein. An der Wahl zum Gemeinderat haben hier heute 565 Bürger*innen teilgenommen, bei EU- und Regionalwahl waren es 542. Die älteste war übrigens Jahrgang 1925.
Jetzt wird die Europawahl ausgezählt. Erst wird alles nach Parteien sortiert und geprüft, ob der Stimmzettel gültig ist, ungültige werden beiseite gelegt zwecks erneuter Prüfung. Das Ergebnis fällt so aus:
GRÜNE 34,7 % CDU 13,6 % SPD 10,6 % LINKE 8,3 % FDP 8% PARTEI 5,3 % AfD 3,9 %
Während die anderen die Regionalwahl auszählen, fertige ich die erste Schnellmeldung an. Das ist ein Formular mit standardisierten Feldern, in das die ermittelten Zahlen und Ergebnisse eingetragen werden. Dann gehe ich damit vor die Tür, um diese Zahlen per Telefon an die Zentrale in der Eberhardstraße durchzugeben. Ich spreche Kauderwelsch: D6 gleich 47, D7 gleich 18 usw. Auf diesen Zahlen beruhen die Hochrechnungen im Fernsehen.
Dann fülle ich das erste Protokoll aus. Das besteht für jede Wahl aus zwei Teilen: einmal wird die Wahlhandlung dokumentiert und dann die Auszählung. Wann begann es, wer hat geholfen, gab es Störungen, wann endete es usw. Dann trage ich die Ergebnisse ein, lasse alles von den anderen unterschreiben, fertig.
Jetzt folgt der gleiche Prozess bei der Regionalwahl. Deren Ergebnisse unterscheiden sich von denen oben erheblich.
GRÜNE 38,7 LINKE 14 CDU 12,2 SPD 11,5 FDP 7,6 AfD 4,6 Freie 4,4
Erstmeldung, Protokoll, Stimmzettel bündeln, das wäre erledigt. Es ist 21:30 Uhr und ich schicke einen Teil der Wahlhelfer nach Hause. Das Zählteam der Gemeinderatswahl ist noch lange nicht fertig, weil alles viel komplizierter ist. Alle Umschläge auspacken, wenn mehrer Zettel drin sind, einzelne Zettel zusammenheften.
Dann sortieren nach unveränderten und veränderten Stimmzetteln. Bei letzteren haben die Wähler*innen von ihrem Recht zu kumulieren und/oder zu panaschieren Gebrauch gemacht. Das haben 56 % genutzt.
Wir zählen diese Zettel nicht detailliert aus, sondern sortieren sie nur nach der “Leitliste”, also die Liste, auf der sich die meisten Eintragungen befinden. Die genaue Zahl für die einzelnen Kandidaten wird im Amt am Montag und Dienstag ermittelt. Dazu wird jeder Stimmzettel in eine Datenbank übertragen. Unsere Ergebnisse sind also nur so ungefähr und sehen so aus:
GRÜNE 30 % CDU 12,5 % STADTISTEN 9,8 % SPD 9,25 LINKE 7,2 % FDP 7,1 % SÖS 5,5 % AfD 4 % JungeListe, Tierschutz, PARTEI je 2 %
Fertig. Wir sind durch. Ich packe die 1.649 Stimmzettel zusammen mit den ganzen Unterlagen in drei große Pappkoffer. Wir räumen noch etwas auf – “Bitte keinen Müll in die Urnen!” – und werfen den Schlüssel in den Briefkasten.
Sonntag 25. Mai 22:45 Uhr Ich stehe im Statistischen Amt in der Eberhardstraße und dort nimmt man mir die Pappkoffer ab. Kurze Inhaltsprüfung, nachschauen, ob alle Protokolle von allen unterschrieben sind, Quittierung der Übergabe. Das wars. Ich bin reichlich erledigt.
Anfang Mai meinte Kumpel Hilmatic, wir hatten es über Altrockpopstars (2. Juli, Mark Knopfler in der Schleyerhalle, absolute Ehrensache!!!!!1!!1!), sinngemäß: “Weisch, irgendwann sind die alle weg. Dann ist keiner mehr da!”
Mit “die alle” waren all diejenigen noch Lebenden gemeint, die ab den 1970er, 80er bis hinein die 90er Jahre einen SWR1-Tune nach dem anderen komponiert, geschrieben und gepumpt haben, dieses Melodien-für-Millionen-Ding, dieses gehasst-wie-geliebt-Ding, und jedes neue Album hat sich mindestens zweistellig millionenfach verkauft hat. Also “die alle” halt. Die mit dem Hit-Ohr. Die mit dem berühmten fünften Ton im Blut. Ein paar von denen sind ja schon (längst) tot. Gott habe sie selig.
Wenn dann also um circa 20:40 Uhr unter einem breitwandigen Jubelrausch Phil Collins mit Gehstock auf die Bühne humpelt (Nachwirkungen einer Rücken-OP, sein rechter Fuß ist gelähmt), einer aus dieser “die alle”-Familie, ist das tatsächlich der erste wundervoll emotionale, tiefergreifende Moment des Konzerts. Guten Abend Stuttgart, vielen Dank, er müsse leider sitzen, sorry, but let’s have some fun tonight. Fun ist ja eh schon der selbstironische Tourname: “Still not dead yet”.
So bist du wahrscheinlich, wenn du 250 Millionen Platten verkauft hast, jahrzehntelang prähistorische Shitstorms auf prähistorischen Kanälen (Rezensionen, Konzertverrisse, Mouth-to-Mouth etc.) ertragen musstest (privat war sowieso auch immer viel los, lesenswertes ZEIT-Interview von 2015), sich zwischenzeitlich die Stürme gelegt haben und alle (oder viele) ihren Frieden mit dir gemacht haben. Sind ja auch schon 25 bis 40 Jahre her, diese Kulturkämpfe. (HipHopVinyl hatte vor nicht allzu langer Zeit alle Alben neu remastered angeboten, sündhaft cool und sündhaft teuer natürlich.)
Ein aktuelles Album gibt es nicht, das letzte datiert von 2010 (“Going Back”), man geht einfach so auf Tour (wie erst 2017 die “Not dead yet” Tour). Wenn du mit “Against all Odds” und dem Harmonie-Arrangement-Killer “Another Day in Paradise” (nächste Emotions, Mamas absoluter Lieblingssong damals bei Release) starten kannst – brauchste keine neue Platte.
Es folgt eine komprimierte, zweistündige Show, in der die berühmte 12-Minuten-Maxi-Version von “In the Air Tonight” auf Radio-Format gekürzt wurde (was höchstwahrscheinlich eine äußerst sinnvolle Idee ist). Selbst bei seinem Key-Track, mit dem vielleicht weltbekanntesten Schlagzeugsolo der Welt, greift er nicht mehr zu den Sticks, sein 18jähriger Sohn Nicholas sitzt die ganze Nacht auf seinem ehemaligen Arbeitsplatz, die Nerven (nicht die Stuttgarter Band), seit Jahren schon.
Am Ende der Drum-Einlage in der Mitte der Show trommelt er dann doch kurz händisch mit. Brutal. Also die Drum-Show. Er sowieso. Also einfach alles. Stadionpoprock-Konzert for love.
“It’s a good band, ey?” Großer Jubel. Natürlich ist das eine gute Band, die spielen ja auch schon zwei bis 28 Jahrzehnte lang zusammen, wie er in der ausführlichen Einzelvorstellung erklärt, sein Sohn kommt in der Runde ganz am Schluss an die Reihe, größter Jubel freilich.
Auch immer wieder geil bei solchen Konzerten: Die Bläser-Sektion, die genau die Tanz-Bewegungen macht, die Bläser-Sektionen immer machen, also Oberkörper rauf, runter, ein Schritt vor, ein Schritt zurück, Instrumente bitte in Formation synchron nach links und rechts schwenken, großartig.
GÄNSEHAUT nonstop beim leisen Duett nur mit seinem Sohn und danach, eingeläutet von “In The Air Tonight”, das große Finale: “Can’t hurry love”, “Dance into the light”, “Invisible Touch” mit einen alten Genesis-Kumpels, (Mike & The Mechanics bestritten das (schon gut gefeierte) Vorprogramm), “Easy Lover” und “Sussido”, also all die Songs, für die heute noch immer die Money in seinen Sparstrumpf klickert, weil alle SWR1-Sender dieser Erde die täglich schmettern. Was geht bei Phil Collins eigentlich so Spotify-mässig? Ah ja, geht.
Eine Zugabe, “Take Me Home”, er sitzt und dirigiert, alle singen mit, sein Sohn nimmt ihn in den Arm, das ist schon eine Feelings-Schelle nach der andern, ersma sitzen bleiben und eine rauchen, wow. Danke Arnulf und hi U11.
Die Hinfahrt war schon extrem gut. Kleiner Auszug: “Warsch du bei Simply Red dabei?” “Des isch so subbr wie viele Züge hier stehet nachm Konzert, des machet se echt guat, muss ma saga” “Bei de Stones simmer bissle früher ganga und ratz fatz waret mr raus aus der Schdatt und hinter uns isch der Verkehr zammabrocha”
Echte Pros. Wer aber bei Phil Collins früher gegangen ist, den soll der heilige Drumstick treffen. Der Verkehr aufm Parkplatz ist trotzdem zusammengebrochen. U11 war entspannt. Glaub waren alle ziemlich geflasht. Danke Phil, gerne wieder. Solange du noch da bist. Weil irgendwann sind ja die alle weg.
Vergangenes Wochenende eröffnete die Raupe Immersatt im ehemaligen Café Heilignüchtern am Hölderlinplatz. Die Initiative Foodsharing rettete schon zuvor Lebensmittel vor der Tonne und hat rund zwei Jahre lang eine feste Location für ihr neuartiges Café-Konzept gesucht. Die Raupe Immersatt ist das erste Foodsharing Cafés in Deutschland (vielleicht sogar auch weltweit).
Herzstück der Raupe Immersatt ist der “Fairteiler”, in dem man for free Lebensmittel herausnehmen und verzehren kann. Drinks, Kaffee und Co sind regional und der Gast bestimmt selbst den Preis. Gerne kann man auch seine überschüssigen Einkäufe vorbeibringen (falls man z.B. Angst vorm Sterben hat, weil die Produkte abgelaufen sind).
Long time no Instawalk. Unser hauptamtlicher Walker, Thomas “Joe Bauer” Geiger, walked in letzter Zeit mehr in der Welt herum als daheim in Degerloch. Das ist völlig okay. Und vor Thorstens Sperrmüll raustragen hat er sich auch gedrückt. Das ist völlig nicht okay.
Weil: Sperrmüll ist nur einmal im Jahr und nach dem Sperrmüll ist vor dem Aufstieg und wenn vorm Herbert’z nicht zweireihig geparkt wird, ist alles doof im HSV.
Gerade an einem grey day wie Zoot Woman vorletzten Samstag könnte man ja meinen, dass der Herbert’z Hustle extremly strong ist wie so ein Spiegelei-Croissant. Gefrühstückt wird halt doch noch daheim und das ist ein sehr schöner Trend. Eierkocher von SILVERCREST (Anzeige wegen Kalk) forever.
Mitteldeck all the way up.
Phrasenschwein-Sperrmüll-Facts: Erstens sammelt man IMMER so viel Glumbatsch an und zweitens kommt das Zeug, so bald es auf der Straße steht, schneller weg als man aus dem Keller mit dem nächsten Glumbatsch wieder hochkommt.
Zum Beispiel mit einem alten MAC G4 (war btw eine exzellente Maschine). Den sieht ein Passant und meint begeistert: “JA gibt’s DENN sowas noch?” JA SIEHSTE DOCH!!1!1!!1! Menschen im Real Life wie auf Ebay Kleinanzeigen. Letzte Preis? Nimm jetzt mit. Danke.
Ich habe neulich mitgenommen als ich den Haigst gecrossed habe: Die Römerstraße endet oben an der Weinsteige an eben jenem Haigst/Santiago de Chile Platz. Krasseste Feststellung 2019 so far, noch krasser als die schwierige Entscheidung chipTAN oder pushTAN, die man noch bis 30.06.2019 als BW-Bank-Kunde fällen muss (totally Gänsehaut, Anzeige wegen KNAX-Sparbuch).
Sprich: Von der Tübingerstraße hoch durch das Lehenviertel und dann all the way up. Gentri-Wanderweg. Nur geile Buden, alte Villen mit neuen Anbauten oder Neubau-Kasten, die mit diesen Bodenfenstern, sowie nonstop ein herrlicher Ausblick mit viel Grau. Ich gab an diesem Samstag auf der Berliner-Grau-Skala von eins bis zehn diesem Berliner Grau eine gut gemeinte Fünf, siehe auch die Bilder.
Walk -> Runmodus. Bei der Stadtbahn-Station Weinsteige in den Wald gestochen und über den großen Bopser-Spielplatz quer rüber bis zur Haltestelle Stelle gerannt, top Dopplung, gerne wieder, Abzweige zum Frauenkopf. Frauenkopf ja auch totally mystisch, oder?
Mystisch auch: Der Fernmeldeturm. War ich jetzt zum zweiten Mal und zum zweiten Mal habe ich beim Zulauf ein mulmiges Akte-X-Fox-Mulder-Gefühl inside bekommen. Der ewige Zweite unter den Stuttgarter Türmen hält dich auf Distanz, er will kein Publikum, will nicht geliebt werden und sendet dir schon auf 200 Meter Entfernung: Bleib bitte einfach weg. Geh fort jetzt. So wird man nicht Weltmeister-Turm im Gegensatz zu dem anderen paar Meter weiter oben.
Ich ging weiter. Runter zur Waldebene Ost, quer rüber an allen Waldheimen und Sportgaststätten vorbei und dann Ablauf in Osten, fast Herzinfarkt bekommen wegen einer Menschenvogelscheuche und feuchte Augen wegen eines Thunderbirds (mit Deutschlandhut auf der Hutablage). Und Ostheim-Straßenzüge einfach just so beautiful wie Christina. Mehr Facts in der Galerie. Guter Run, gerne wieder.